Im letzten Jahr 10 000 Pakete beschlagnahmt

Microsoft vernichtet 350 Raubkopien von MS-DOS

25.10.1991

MÜNCHEN (gs) - Ort der Handlung: ein Schrottplatz vor den Toren Münchens. Microsoft-Geschäftsführer Christian Wedell läßt vor laufenden Kameras 350 Raubkopien von MS-DOS 4.01 vernichten.

Die Fälschungen - sie waren im September von Zollfahndern auf dem Flughafen Berlin-Tegel beschlagnahmt worden - sind äußerlich kaum von den Originalprodukten zu unterscheiden. Es fehlt ihnen nur ein kleines Hologramm mit dem Microsoft-Logo. An die 10 000 solcher Fälschungen seien allein in den vergangenen zwölf Monaten beschlagnahmt worden, sagte Wedell.

Ziel der öffentlichen "Exekution" war es, dem Moralempfinden der PC-Benutzer auf die Sprünge zu helfen, das offenbar noch immer recht schwach ausgeprägt ist, wenn es um illegale Programmkopien geht. Immerhin seien der Branche im letzten Jahr etwa 1,8 Milliarden Mark durch die verschiedenen Formen der Softwarepiraterie entgangen, klagt etwa der Verband der Software-Industrie Deutschland (VSI), der sich vor allem den Kampf gegen Produktfälscher aus Fernost auf die Fahnen geschrieben hat. Die Produktpiraten sind nicht nur eine Gefahr für die Einnahmen der Hersteller, sondern, wie Wedell betonte, möglicherweise auch für die Daten ihrer Kunden: Nicht selten schleiche sich bei deren Hinterhof-Herstellung auch mal ein Virus auf die Disketten.