Ehemalige Kollegen helfen sich mit Kapital und Kontakten weiter

Microsoft verliert begabte Köpfe an Startups

10.11.2000
MÜNCHEN (CW) - Der laufende Kartellprozess und unsichere Geschäftsperspektiven haben im vergangenen Jahr nicht nur Microsofts Aktienkurs geschadet. Eine Reihe hoch qualifizierter Mitarbeiter verließ das Unternehmen. Viele von ihnen gründeten in unmittelbarer Nachbarschaft ihre eigene Startup-Company.

Ganze Teams von Softwareentwicklern, die einstmals für die Software-Company tätig waren, haben Firmen aufgebaut, die zum Teil mit dem Softwaregiganten konkurrieren. Was das Ganze noch heikler macht: Ehemalige Mitarbeiter von Microsoft sichern die Finanzierung der jungen Unternehmen.

Populärster Geldgeber für Microsofts Abwanderer ist Brad Silverberg, ehemaliger Senior Vice President und inzwischen Chief Executive Officer der Ignition Corp. in Bellevue, Washington. Die Risikokapital-Gesellschaft Ignition wurde von Silverberg, acht weiteren ehemaligen Microsoft-Managern und anderen gegründet.

Weitere Firmen, die beginnen, sich einen Namen zu machen, sind Crossgain mit Software rund um die Extensible Markup Language (XML) oder Checkspace mit einem Online-Payment-Service für kleine Unternehmen. Viair und Avogadro entwickeln Software für die drahtlose Datenübertragung, Digimine bietet einen Data-Mining-Service, und Tellme Networks ermöglicht die Abfrage von Aktiendepos und Wettervorhersagen via Telefon, um nur einige zu nennen.

Steve Ballmer, CEO von Microsoft, sieht in Firmen wie der Venture-Capital-Gesellschaft Ignition keine Bedrohung. Ignition "tut Dinge, die unsere Aktivitäten sehr gut ergänzen". Obwohl er eingesteht, dass die Startups von Microsoft-Ehemaligen mehr werden, spielt er das Phänomen herunter: "Drei oder vier Companies machen noch keinen Trend."