Unter dem Shared-Source-Modell haben Firmen die Möglichkeit, den Quellcode von Microsoft-Produkten zu begutachten, dürfen daran aber keine Änderungen vornehmen. Die geplante Shared-Source-Variante von C# soll es Unternehmen erleichtern, die Programmiersprache beziehungsweise die Funktionsweise von Microsoft-Produkten besser zu verstehen, um ihre eigene Software mit MS-Produkten interoperabel zu machen.
Die Shared-Source-Versionen von C# und CLI sind nur für nichtkommerzielle Projekte frei verfügbar. Allerdings sollen auch Firmen, die kommerzielle .NET-Software entwickeln, den Microsoft-Code für Debugging-Zwecke verwenden dürfen.
Einblick in ProgrammeWer beispielsweise CLI auf eine andere Betriebssystem-Plattform portieren will, kann durch Einsicht in die Microsoft-Implementierung Zeit sparen. Während Microsoft mit C# eine Alternative zu Java geschaffen hat, übernimmt die Common Language Infrastructure die Rolle einer Runtime-Umgebung, vergleichbar mit der Java Virtual Machine.
Corel und Microsoft, vormals Konkurrenten im Office-Softwarebereich, arbeiten zusammen, seit die Redmonder letztes Jahr 135 Millionen Dollar in den angeschlagenen kanadischen Anbieter investierten, um sich Entwicklungs-Know-how für .NET zu sichern. Beide wollen die Shared-Source-Version von C# und CLI dem Standardisierungsgremium ECMA in Genf vorlegen.
Mit seinem Shared-Source-Modell reagiert Microsoft auf den Erfolg der Open-Source-Gemeinde. Im Gegensatz zur Apache- oder Linux-Community gestattet Microsoft aber nur Einsicht in den Code. Abkupfern will Microsoft auch von Sun. Der Java-Erfinder hat mit Java Community Process ein Programm ins Leben gerufen, bei dem andere Firmen neue Funktionen für die Programmier- und Ablaufumgebung beisteuern können. Ähnliches plant der Softwarekonzern mit dem "Shared Development Process" (SDP), den Bill Gates auf dem Entwicklerkongress "Teched" in Atlanta vorgestellt hat.