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"Technologische Steinzeit" im zu kleinen Gerichtssaal

Microsoft-Prozeß: Die Leiden der Journalisten

04.11.1998
Von Michael Hufelschulte
"Technologische Steinzeit" im zu kleinen Gerichtssaal

MÜNCHEN (COMPUTERWOCHE) – Wer zu den 50 ausgewählten Journalisten zählt, die vom Antitrust-Prozeß gegen Microsoft berichten dürfen, darf sich sicher geadelt fühlen. Die Arbeitsbedingungen für die Kollegen muten jedoch an wie das finsterste Mittelalter. Lediglich Papier und Bleistift dürfen in den Gerichtssaal mitgenommen werden – Kameras sind ebenso verboten wie Tonbandgeräte. Wer kein Steno beherrscht, braucht zumindest eine prall gefüllte Geldbörse. Mitschriften der Anhörungen sind am nächsten Tag käuflich zu erwerben und kosten einen Dollar pro Seite. Pro Tag kommen auf diese Weise nach Berichten des "New York Law Journal" 250 bis 300 Dollar zusammen. Ein Reporter, der nicht genannt werden wollte, äußerte seinen Unmut wie folgt: "Ich kapiere wirklich nicht, warum man kein Band mit in den Gerichtsaal nehmen darf – diese Stenotypisten sind die reinsten Halsabschneider. Sie sollten das Transkript lieber gleich ins Web stellen."