Verfahren um weitere vier Tage verschoben

Microsoft muß seine Geschäfte offenlegen

16.10.1998

Außerdem wurde der Beginn des Prozesses gegen Microsoft vom 15. auf den 19. Oktober verlegt. Microsoft will darüber hinaus einen Antrag stellen, den Start der Verhandlungen um weitere zwei Wochen auf den 2. November zu verschieben.

Das Softwarehaus hatte bereits einige Informationen über seine Verkäufe an die Behörde ausgehändigt. Der von Jackson nun per Anordnung vorerst beigelegte Streit ging darum, ob Microsoft auch den Zugang zu einer Software offenlegen muß, mit der das Unternehmen intern sein Umsatzberichtswesen abwickelt. Diese Software ist offensichtlich nötig, um die vorliegenden Umsatzinformationen interpretieren zu können.

Mit einem Winkelzug hatte Microsoft versucht, dieses Tool gegen Einblicke des Justizministeriums abzuschotten. Es behauptete, auf Computern der Regierung würde die Software nicht laufen. Die Regierungsvertreter konterten, dann werde man eben ins Hauptquartier nach Redmond kommen und vor Ort die Datenbank inspizieren. Diesen Vorschlag lehnte Microsoft vehement ab. Richter Jackson sagte, die Firma dürfe keine technologischen Hinderungsgründe anführen, um eine Einsichtnahme zu verhindern. Er ordnete an, daß Vorkehrungen getroffen werden müssen, um den Regierungsanwälten den Zugriff auf die Software zu ermöglichen.

In dem Verfahren haben beide Seiten weitere Zeugen benannt: Die Justizbehörde möchte James Gosling, Vice-President von Sun Microsystems und "Vater von Java", sowie Avadis Tevanian, Chef-Software-Entwickler bei Apple, in den Zeugenstand rufen. Microsoft will seinen Vice-President für den Geschäftsbereich Applikationen und Tools sowie seinen Multimedia-Manager Eric Engstrom anhören lassen.

Auch bei einer Niederlage in dem jetzt anhängigen Kartellrechtsverfahren ist für Microsoft das Leiden noch nicht vorbei: Die US-Justizbehörde erklärte, wenn sie den jetzigen Prozeß gewinne, werde sie weitere Optionen für Strafen gegen die Gates-Company verlangen. Diese Maßnahmen sollten dazu dienen, angemessene Konkurrenzbedingungen wieder herzustellen.