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Microsoft lässt sich Zeit mit CRM-Entwicklung

24.06.2004

Microsoft wird die nächste Version seiner Customer-Relationship-Management- (CRM-)Lösung aller Voraussicht nach erst Mitte 2005 auf den Markt bringen. Damit lägen zwei Jahre zwischen der ersten Version und Release 2.0. Angesichts dieser Verzögerung macht sich unter Partnern und Kunden zunehmend Unmut breit. "Ich glaube, Microsoft war mit Version 1.0 noch gar nicht fertig, als sie es auf den Markt brachten", erklärt beispielsweise Jeremy Whiteley, CEO von Promarketing Gear Inc. in Kirkland, Washington. Der Microsoft-Kunde und CRM-Anwender klagt über verschiedene Probleme mit der ersten CRM-Version aus dem Hause Redmond. Mittlerweile sei er zu seiner vorherigen CRM-Lösung zurückgekehrt. Allerdings werde er die Microsoft-Lösung neu evaluieren, wenn Version 2.0 verfügbar ist. Microsoft hätte mit dem Markteintritt von Release 1.0 warten sollen, glaubt auch Ben Holtz, CEO des Microsoft-Partners Green

Beacon Solutions.

Microsoft selbst hat bislang keine eindeutige Roadmap für seine CRM-Lösung bekannt gegeben. Aus der Firmenzentrale in Redmond verlautete bislang nur, man werde wohl mit Version 2.0 im laufenden Jahr nicht fertig. Um die Kunden jedoch nicht im Regen stehen zu lassen, würden Patches und zusätzliche Funktionen im Rahmen kleinerer Updates veröffentlicht. Aktueller Release-Stand der ersten Eigenentwicklung von Microsofts Business-Solutions-Sparte ist Version 1.2.

Microsoft müsse aufpassen, um nicht den Anschluss zu verlieren, warnt Sheryl Kingstone, Analystin der Yankee Group. Gerade im Bereich der Lösungen für kleine und mittelständische Betriebe seien die Wettbewerber derzeit sehr aktiv. Vor diesem Hintergrund könnte schnell der Eindruck entstehen, die Microsoft-Verantwortlichen würden das Thema CRM mit eher geringer Priorität behandeln. Auch auf funktionaler Ebene droht Microsoft ins Hintertreffen zu geraten. Laut einem Bericht des Marktforschungsunternehmens Gartner verspreche das CRM-Produkt zwar einiges für die Zukunft. Aktuell ließen jedoch funktionale Lücken sowie das noch unerfahrene Partnernetz viele Kunden zweifeln. Gerade mittelständische Unternehmen hätten zum Teil sehr komplexe und individuelle Anforderungen an eine CRM-Lösung. Dies lasse sich derzeit mit dem Microsoft-Produkt

nur begrenzt abdecken.

Die Analysten gehen davon aus, dass sich der Wettbewerb im CRM-Markt verschärfen wird. So versucht beispielsweise Salesforce.com, das mit seiner Hosting-Lösung bislang eher kleinere Unternehmen angesprochen hat, zunehmend auch mittlere und größere Firmen zu adressieren. Umgekehrt bemühen sich Anbieter wie Siebel und SAP, die bislang hauptsächlich große Konzern-Lösungen angeboten haben, verstärkt um Kunden aus dem Mittelstand. Deshalb müsse sich Microsoft schnell entscheiden, wie man den Markt angehen will, bilanziert Kingstone. "Bevor die Kunden die Geduld verlieren." (ba)