Analysten bewerten Anbieter von Mittelstandslösungen

Meta Group: Nur fünf ERP-Generalisten überleben

08.08.2003
MÜNCHEN (CW) - Das Beratungshaus Meta Group hat die Mittelstandsprodukte von neun ERP-Herstellern nach unterschiedlichen Kriterien bewertet. Die Analysten rechnen zudem mit einer starken Konsolidierung unter den ERP-Anbietern.

Als Mittelstand bezeichnen die Analysten der Meta Group Unternehmen mit einem Jahresumsatz von weniger als einer Milliarde Euro und bis zu 1000 Mitarbeitern. Auch die Anzahl der ERP-Anbieter haben die Experten eingegrenzt: So wurden nur solche Hersteller in der Studie berücksichtigt, die im letzten Geschäftsjahr einen Lizenzumsatz von mehr als 50 Millionen Euro ausgewiesen haben. Dazu zählen nach Angaben des Beratungshauses SAP, Baan, IFS, IBS, Intentia, J.D. Edwards, Microsoft Business Solutions, Oracle und Peoplesoft. Bis 2005 sollen nur noch fünf Firmen in der Lage sein, europaweit alle Branchen zu bedienen können. Viele andere würden sich auf bestimmte Industrien beziehungsweise Länder beschränken. Außerdem könnten zahlreiche kleinere Anbieter Implementierungspartner größerer ERP-Player werden. Die Analysten bewerteten die genannten Hersteller unter anderen nach folgenden Kriterien: Technik, Preispolitik, Partnernetz sowie die Abdeckung verschiedener Branchen. Sie vergaben jeweils Noten von 1 bis 5.

Insbesondere der Industriefokus spielt eine große Rolle für Anwender aus dem Mittelstand. Als Bester mit der Note 1 bis 2 konnte hier der schwedische Hersteller Intentia abschneiden, gefolgt von IFS und Microsoft (Note 2). SAP und Peoplesoft liegen zwischen 2 und 3, der Rest bekam die Note 3.

Ebenfalls typisch für Mittelstandsprodukte ist der Vertrieb über Partner. Die meisten Punkte heimste die SAP ein (Note 1). Den Walldorfern sei es gelungen, das komplexe Geflecht aus Hardwarepartnern, Systemintegratoren und Value Added Resellers zu organisieren, ohne den Kontakt zum Kunden zu verlieren. Zudem habe die SAP gezielt Experten für den Partnerbereich eingekauft und verfüge somit über viel Potenzial im Mittelstandsmarkt. Microsofts Vertriebskanal beurteilen die Analysten ebenfalls gut (Note 2), da das Unternehmen auch nach der Akquisition von Navision und Great Plains zu den erfolgreichen Partnerbeziehungen stehe. Oracle liegt hier zwischen 2 und 3. Während die Partneraktivitäten von Baan, J.D. Edwards und IFS als dürftig bewertet wurden (Note 4), erhielten Intentia und IBS die schlechteste Note.

Unterschiedliche Partnerstrategie

Peoplesofts indirektes Vertriebskonzept rangiert zwischen 4 und 5. Bei diesem Kriterium sei die unterschiedliche Partnerstrategie der einzelnen Hersteller zu berücksichtigen: Einige würden lieber mit wenigen Partnern zusammenarbeiten, die dafür den Kunden ein One-Stop-Shopping bieten könnten. Laut Meta Group geht dieser Ansatz jedoch zu Lasten der Marktpräsenz und -durchdringung und könnte zu einem Nischendasein führen.

Weit weniger divergieren die Noten für Technik. Alle von den Analysten betrachteten Hersteller liefern solide ERP-Kernfunktionen, die Lösungen unterscheiden sich jedoch in Details: So weisen die Programme von Microsoft Business Solutions nicht so umfangreiche Analysefunktionen auf wie die anderer Hersteller. SAPs "All-in-One"-Pakete machen hier durch die Integration ins "Business Warehouse" (BW) eine bessere Figur, doch Ähnliches lässt der Anbieter bei der für kleinere Firmen gedachten "Business-One"-Software vermissen. Und so bewertete die Meta Group: Peoplesoft, Oracle und IFS führen das Feld an (Note 2 bis 3). Am unteren Ende liegen Microsoft und J.D. Edwards (Note 3 bis 4). Der Rest erhielt die Note 3.

In Sachen Preisgestaltung schnitten IBS (Note 1 bis 2) und Oracle (Note 2 bis 3) gut ab. SAP (mit Business One), Baan, IFS und Microsoft liegen im Mittelfeld (Note 3). Die Note 3 bis 4 gab es für J.D. Edwards und Peoplesoft. Intentia bildet mit der Note 4 das Schlusslicht. In die Bewertung flossen auch Wartungs- und Upgrade-Gebühren, der Implementierungsaufwand sowie die Bereitschaft des Herstellers zu Preisnachlässen ein. (fn)

Abb: Unangefochtene SAP

Nicht alle neun Player werden künftig noch alle Branchen bedienen können. Quelle: Nach einer Vorlage der Meta Group