Abteilung von Netobjects gekauft

Merant erwirbt Technik für Web-Content-Management

02.02.2001
MÜNCHEN (CW) - Merant, Anbieter von Tools für die Datenintegration und Softwareverwaltung, holt sich die für seine E-Business-Strategie benötigte Technik für die Verwaltung von Web-Content ins Haus. Lieferant ist die IBM-Schwester Netobjects aus Redwood City, Kalifornien.

Das Geschäft steht im Zusammenhang mit Merants Ende 1999 formulierter Produkt- und Servicestrategie "Egility". Diese stellt diverse Lösungspakete aus Tools, Middleware und Dienstleistungen für die Host-Integration und -Modernisierung zusammen, mit denen Anwender klassischer DV ins Internet gebracht werden sollen. Mit der geplanten Übernahme der Enterprise Division von Netobjects gewinnt der Hersteller nun wichtige Basistechnik und Produkte für das Web-Content-Management (WCM) hinzu, die er für den Ausbau der eigenen Lösung "Egility Enterprise Change Management" benötigt. Der Deal hat einen Wert von 18 Millionen Dollar in bar und soll bis März über die Bühne gehen. Zugleich hat IBM, das mit 48 Prozent an Netobjects beteiligt ist, angekündigt, sich für eine nicht genannte Summe an Merant beteiligen zu wollen.

Mit dem Einkauf von WCM-Technik drängt Merant auf einen vermeintlich lukrativen Markt, der derzeit von einer Reihe von Tool-Herstellern für Software-Configuration-Management (SCM) entdeckt wird. Die Idee ist die Vereinigung von SCM mit WCM, mit dem Ziel, IT-Abteilungen möglichst umfassende Lösungen für die Verwaltung von Web-Anwendungen in diversen Systemumgebungen anbieten zu können. Während kleinere SCM-Anbieter wie Starbase, Continuus Software oder Vertical Sky (vormals MKS) bereits WCM-Funktionen in ihre Produkte aufgenommen haben, zeigten sich Hersteller wie Rational Software, Computer Associates, Serena Software oder Merant hier bis vor wenigen Monaten zurückhaltend. Beispiele wie Rationals Partnerschaft mit Vignette im Oktober 2000 oder Merants Deal mit Netobjects belegen nun aber, dass sich die Anbieter in Bewegung gesetzt haben.

Netobjects seinerseits hat sich als Anbieter diverser Web-Entwicklungswerkzeuge bekannt gemacht. Er musste sich aber zusehends der Konkurrenz etwa durch Tools wie "MS Frontpage" stellen und geriet finanziell unter die Räder. In der jetzt zum Verkauf anstehende 40-köpfigen Division sind die Produkte "Collage" für die Content-Generierung, -Verwaltung und -Distribution sowie der "Authoring Server" für den Aufbau von Websites untergebracht. Das letzte Geschäftsjahr (Ende September 2000) schloss die Unit bei zehn Millionen Dollar Umsatz mit 7,6 Millionen Dollar Verlust ab.