Mit Sequent ins Unix-Geschäft

Mehrprozessor-Personal Computer sollen Wyse zu mehr Erfolg verhelfen

16.03.1990

MÜNCHEN (CW) - Die Wyse Technology Inc. steigt jetzt auch in den Wettbewerb für Mehrplatz-Systeme mittlerer Größe ein.

Die Modelle der Serie 5000i respektive 9000i arbeiten unter einer für Multiprozessor-Funktionalität erweiterten Unix-Version, die das kalifornische Unternehmen nach Aussagen von Branchen-Insidern von Sequent Computer Systems erhalten soll.

Sowohl das Einstiegsmodell 5000i als auch der leistungsstärkste Rechner 9000i arbeiten mit dem 386-Prozessor, sind aber für die Verwendung der aktuellen 486-Intel-Chips vorbereitet. Das Unix-Betriebssystem ist kompatibel zu AT&Ts System V Version 3.2 und entspricht dem Release 3 der System V Interface Definition (SVID). Wie Wolfgang Schwan, Technical Marketing Manager Advanced Systems der deutschen Tochter, mitteilte, könne auch auf Basis von OS/9 gearbeitet werden. "Dann aber ist die Technik nicht von uns."

Außerdem unterstützt das mehrere Prozessoren bedienende Wyse-Betriebssystem X/Open Version 2. Unter NFS können für PCs ohne Diskettenlaufwerke Boot-Sektoren eingerichtet werden.

Das Einstiegsmodell 5000i ist eine Einprozessormaschine, die einen bis zu 36 Benutzer bediene. Jim Sha, Vice President Advanced Systems, meinte, mit einem 486-Prozessor würden bis zu 48 Anwender unterstützt. Dem Rechner liegt das MSA-Prinzip (Modular Systems Architecture) zugrunde, das heißt, auf der rein passiven Systemplatine ist nur der E/A-Bus implementiert. CPU, Speicher und Cache-Controller stecken auf gesonderten Karten. Der Arbeitsspeicher ist in der Minimal- konfiguration 4 MB groß. Auf Speicherkarten läßt, dieser sich bis auf 16 MB ausbauen. Zur Standardausrüstung gehören auch ein 5 1/4-Zoll-Diskettenlaufwerk (HD) sowie ein 150-MB-Cartridge-Streamer.

Aufgrund der Betriebssystem-Erweiterungen von Sequent, Computer Systems konnte Wyse eine symmetrische, eng gekoppelte Multiprozessor-Architektur des 9000i verwirklichen, in der die Anzahl der Prozessoren von einem bis auf sechs CPUs ausgebaut werden können. Zwischen 16 und 128, bei Einsatz eines 486-Prozessors bis zu 256 Anwender werden von dem Top-level-Rechner von Wyse unterstützt. Software, die für Einprozessor-Systeme geschrieben ist, kann aufgrund der für Anwendungen transparenten Unix-Erweiterungen auch auf einem Mehrprozessor-System benutzt werden.

Wyse gibt an, daß das Bussystem mit einem 64 Bit breiten Datenpfad und 32 Bit Adreßbreite bis zu 80 MB pro Sekunde übertragen könne, wobei die durchschnittliche Transferrate realistischerweise etwa 53,3 MB pro Sekunde betragen würde. Der Bus verarbeitet Anforderungs- und Antwort-Zyklen getrennt, verschiedene Operationen lassen sich so parallel abwickeln.

Die Anbindung der CPU-Karten an den Systembus erfolgt über einen hochentwickelten Cache-Controller. Mit Hilfe, eines zweifach satzassoziativen 64-KB-Cache-Speichers lassen sich laut Unternehmensangaben nach dem Copy-Back-Prinzip hohe Trefferquoten erreichen. Beim 9000i legte Wyse den gemeinsam zu nutzenden Arbeitsspeicher auf 8 bis 64 MB aus. Bei späterer Verwendung von 4-MB-Speicher-Chips läßt er sich auf maximal 256 MB steigern. Die Prozessoren regeln ihre Arbeitsauslastung selbst im Self-Scheduling-Modus. Zur transparenten Parallelverarbeitung mehrerer Prozesse verfügen sie über eine gemeiname Warteschlange. Die ECC-Charakteristik korrigiert Einzelbit-Fehler, Doppelbit-Fehler werden erkannt. Die Serie 9000i kann durch ein zusätzliches Gehäuse erweitert werden. Systemplätze und Anschlüsse für Peripheriegeräte lassen sich so verdoppeln. Die Einstiegsmodelle kosten etwa 30 000 Mark (5000i) beziehungsweise 100 000 Mark (9000i).