Impuls-Mitglieder fordern in einem Memorandum:

Mehr staatliche Aufträge für kleinere DV-Unternehmen

23.03.1979

MÜNCHEN - Mit einer Denkadresse wollen die Mitglieder der Gemeinschaftsaktion mittlerer deutscher DV-Unternehmen Impuls erreichen, daß das Bundesforschungs-ministerium seine Haltung gegenüber den kleineren DV-Firmen ändert. In einem Memorandum "zur staatlichen Förderung und Auftragsvergabe" fordern sie jetzt "ein spezielles Programm für die Kleinen".

"Wir verlangen nicht mehr Geld, sondern eine Beteiligung an übergeordneten Fachprogrammen", präzisierte Dr. Kurt Neugebauer, Geschäftsführer der Softlab GmbH (München) und einer der Sprecher der Interessengemeinschaft, die Stoßrichtung des Impuls-Appells.

Das Memorandum legt klar, was die Impuls-Gruppe von Hauff konkret erwartet: Eine 25prozentige Beteiligung an allen künftigen Förderungsprogrammen der Informations-technologie. Der Grund: Die (16) Impuls-Firmen fühlen sich gegenüber der amerikanischen DV-Konkurrenz und den deutschen DV-Großunternehmen benachteiligt. "Wir klagen nicht über mangelnden Markterfolg, sondern über mangelnde Akzeptanz", umschrieb Neugebauer die Misere der Branchenzwerge, die auf ein "wettbewerbsfeindliches Klima gegenüber den Kleinen in der Bundesrepublik" zurückzuführen sei. Potentielle Abnehmer strebten meist die "größere Lösung aus einer Hand" an und seien nicht bereit, ihre Projekte so zu entbündeln, daß kleine Unternehmen mit anbieten könnten. Als "käuferische Leitfigur" gehe der öffentliche Auftraggeber mit schlechtem Beispiel voran, sagte Neugebauer, "vor allem Bahn, Post und Verteidigung verhalten sich als Closed Shops". Überdies zeigten sich die deutschen DV-Großunternehmen - im Gegensatz zum Verhalten der Computergiganten in den USA - als ausgesprochen "kooperationsunwillig".

Neugebauer beklagte auch, daß hierzulande die Zusammenarbeit von Hochschulen und Großforschungseinrichtungen mit der Industrie verpönt sei. Nach Neugebauers Überzeugung ist es schließlich kleineren Computerfirmen kaum möglich, sich das zur Expansion erforderliche Kapital auf dem Kreditmarkt zu beschaffen: "Innovationsbereitschaft wird häufig als Vabanque-Spiel klassifiziert." Als Indiz für wettbewerbsverzerrende Tendenzen wertete Peter Dietz, Geschäftsführer der Dietz Computer Systeme (Mülheim) und Gründungsmitglied von Impuls, "daß es hierzulande höchstens 60 kleine und mittlere Unternehmen mit 20 bis 1000 Mitarbeitern gibt, die als Innovationsproduzenten auf dem Gebiet der Informationstechnologie angesehen werden können".

In den USA erfüllten dagegen mindestens 2000 Unternehmen das Kriterium der "technology based firm". Dies entspreche, so Dietz, in keiner Weise der Wirtschaftskraft beider Länder, sondern zeige vielmehr, wie es tatsächlich um den DV-Markt in der Bundesrepublik bestellt sei: "Wir befinden uns mitten in einer extrem dynamischen Phase, in der technologisch keineswegs alles gegessen ist, wie der Bundesforschungsminister glauben machen will."