Britisches Kabel-TV-Programm erregt die Gemüter:

Medienpolitischer Streit in Wien

10.02.1984

WIEN (apa) - Um das Kabel-TV-Programm des britischen Privatsenders Sky-Channel, das seit 23. Januar von über 90 000 Wiener Haushalten empfangen werden kann, ist ein medienpolitischer Streit ausgebrochen. öBG-Präsident Anton Benya wandte sich gegen das private Kabel-TV, da damit ein privater Satellitenbetreiber Werbeeinnahmen aus Österreich abschöpfe.

Der ORF könne sich ein englischsprachiges Programm besser in einem dritten ORF Kanal als Kultur- und Bildungsangebot vorstellen, verlautete aus ORF-Kreisen. Bei Sky-Channel, das über den erst vor drei Wochen gestarteten Nachrichtensatelliten ECS/ ausgestrahlt wird handelt es sich um einen "Versuchsballon", dessen Erfolg bei den Zuschauern getestet werden soll, sagte Prof. Fritz Senger von der Kabel TV Wien gegenüber APA.

Das als "konsumentenfreundlich" beschriebene Programm soll auf familiäre Bedürfnisse zugeschnitten sein: Musik für die Jugend, Sport, Hollywood-Filme und Eigenproduktionen, alles in englischer Sprache und durch Werbeeinschaltungen internationaler Konzerne gestützt. Zunächst sind fünf Stunden Sendezeit, ab April acht Stunden vorgesehen erklärte Jürgen Menedetter von der Telekabel Fernsehnetz Betriebs GmbH.

In Wien sind derzeit 270 000 Haushalte (30 Prozent Haushalte) in 16 Wiener Bezirken "verkabelt". Bis zum Januar 1987 strebt die Telekabel eine Ausdehnung des Netzes auf 450 000 Haushalte an. Weit geringer ist die Anzahl der zahlenden Teilnehmer, mit etwas über 90 000 per Ende 1983. Menedetter hofft, auch heuer wieder, wie im Vorjahr, 20 000 Neuzugänge zu verbuchen. Dazu soll neben Werbemaßnahmen die Attraktivität des neuen "Sky Channel" - Programms beitragen, da sich für das deutschsprachige Programmangebot eine Sättigung des Interesses abzeichne. Weitere private TV-Angebote außer "Sky Channel", das vom australischen Medienzar Rupert Murdoch betrieben wird, gebe es derzeit nicht, sagt Senger.

Die Telekabel (zu 95 Prozent im Besitz von Philips und zu 5 Prozent über die Kabel der Gemeinde Wien gehörend) rechnet, daß rund 40 Prozent aller Wiener Haushalte als Kabel-TV-Teilnehmer nicht in Frage kommen, da sie entweder Fernsehverweigerer, gebührenbefreit oder Schwarzseher sind.