Dem Hochleistungs-Schnelldruck folgt noch oft simple Handarbeit

Maschinelle Systeme zur Output-Verarbeitung im Wandel

19.11.1976

Noch unbemerkt von deutschen Computer-Anwendern vollziehen sich zur Zeit in den Niederlanden und der Schweiz Wandlungen, die ein Schlaglicht auf ein bedruckendes Restproblem der Datenverarbeitung werfen. Den Anfang machte die NMB (Nederlandsche Middenstandsbank) vor zwei Jahren. Seitdem wenden sich selbst größte Geldinstitute von numerischen Kontoauszügen ab. Die Bewegungspositionen im Soll und Haben des Privat- und Geschäftsgiros werden nun mit ausführlichen Texten erläutert. Was zunächst wie ein exotischer Rückgriff auf Opas Bank wirkt, entlarvt sich in Wahrheit als wirkungsvolle Waffe gegen eine der stärksten Arbeitslasten, mit der die Datenverarbeiter noch zu kämpfen haben. Die Institute entlasten sich damit nämlich im alltäglichen Massenbelegverkehr von den zeitraubenden und fehlerträchtigen Handarbeiten in der Output-Weiterverarbeitung. Auszüge mit redundanten Informationen sparen beim Aufbereiten der Auszüge das manuelle Zusammentragen und Kuvertieren der Beleganlagen ein. Vor allem aber lassen sie die Benutzung sehr leistungsfähiger Automaten für die Belegverarbeitung zu.

Seit vielen Jahren gibt es für die Funktionskette hinter dem Schnelldrucker sowohl leistungsfähige Einzweck-Maschinen als auch maschinelle Verbundsysteme, die etwa in einem Durchlauf das Trennen der Endlosdrucke, das Separieren von Farbspendern, das Sammeln einzeln oder gemeinsam zu versendender Drucke das Aussteuern nicht zu versendender Originale und Kopien, das Zusammenführen der Belege mit Beilagen, ebenso auch Falzen, Kuvertieren, Briefschließen, Frankieren, Sortieren und Stapeln besorgen. Die Schnelldrucker schaffen heute zwischen 25 000 und über 100 000 Zeilen/h. Die Leistung der elektrostatischen und Laserdrucker gipfelt sogar mit 1 Mio. Zeilen/h.

3000 Kuverts, 6000 Takte

Vor allem die für DV-Zwecke entwickelten Belegverarbeitungs-Systeme setzen jedoch die mit den Computer-Betriebssystemen und -Programmen erreichbaren Durchsatzleistungen, Organisationsvorteile und Fehlerkontrollen bis zum Beleg-Benutzer fort. In manueller Kuvertierarbeit lassen sich pro Stunde etwa 300 Kuvertierungen durchführen, kommt es zu keiner optimalen Organisation und liegt das Fehlerrisiko am höchsten. Büro-Falz- und Kuvertiermaschinen schaffen rund 3000 Kuvertierungen/h, ähneln im Organisationsmangel noch der Handarbeit und sind nicht auf die problematischen Verarbeitungsbedingungen für DV-Output abgestimmt (Einzweckmaschinen; Papierstau, Doppelkuvertierungen, Beschädigungsgefahr, die sich bei meist welligem Papier mangels ausreichender Laufkontrollen ergeben).

Die Nennleistung der Anschluß-Verbundsysteme für den Schnelldruck beträgt heute bis zu etwa 6000 Takten/h. Sie wird nicht durch die Maschinenkonstruktion, sondern durch die Papiereigenschaften begrenzt. Das Papier braucht beim Durchlaufen mehrerer Funktionen jeweils eine gewisse Zeit, um sich nach der Bewegung in 1 der Ablage wieder zu beruhigen. Je leichter das Papier, desto langsamer der Durchlauf.

Von der Einzweck-Maschine zur Poststraße

Die Systeme können mit beachtlicher Freizügigkeit den Organisationsbedingungen folgen, die das DV-Programm vorgibt. Zur wichtigsten Stütze entwickelt sich hierbei das OMR-Verfahren (Optical Mark Recognition). Die in einer Endlosbahn gedruckten Belege erhalten in einer Randzone Steuercode, welche vom Belegverarbeitungs-System mit Fotodioden abgetastet werden. Damit können beispielsweise Belege für den gleicher Empfänger zusammengetragen, nich zu versendende Belege ausgesondert, individuell Beilagen hinzugefügt werden etc. Eine verarbeitungskonforme Organisation wird außerdem durch mehrere Möglichkeiten in der Auswahl der Betriebsart unterstützt. Werden Reißer mit Start/Stop-Betrieb eingesetzt oder sprechen andere Gründe dafür, das Trennen der Endlosbahnen der DV-Anlage zuzuordnen, so sind die sogenannten Offline-Belegverarbeitungssysteme am Platze. Ihr Funktionsspektrum ist geringer als bei den "Online"-Systemen. Im allgemeinen läßt sich nur ein Datendruck mit einer Beilage zusammenführen und ist keine Stapellesung optischer Markierungen möglich.

Direktanschluß für 100 000 Mark

Eine Reihe von Steuerungen und Kontrollen stellt in solchen Verbundsystemen die fehlerfreie Belegverarbeitung sicher. Besonders hoch ausgeprägt sind sie bei den Online-Systemen, denen immer mehr die größere Bedeutung zukommt. Es gibt Anlagen, bei denen die Datendrucke durch Transport in Metallfächern gegen Beschädigung geschätzt werden. Abfühler und optische Kontrollen sichern sie gegen Papierstauungen und das wohl folgereichste Fehlerrisiko, die ungewollte Doppelblatt-Verarbeitung. Neben der Automatisierung hat das OMR-Verfahren auch als Sicherheitselement große Bedeutung gewonnen.

Gemessen an den Kosten für ein DV-System geht die Anschlußtechnik hinterm Schnelldrucker relativ bescheiden ins Geld. Ein Online-System mit den Funktionen Schneiden, Falzen, Beilegen, Kuvertieren, Frankieren und OMR kommt rund 100 000 DM. Diese Ausgabe amortisiert sich bereits, wenn die Anlage die Leistung von vier Mitarbeitern in der manuellen Postbearbeitung erbringt.

*Herbert F. W. Schramm ist freier EDV-Fachjournalist.