Spekulationen um Wachstum durch Übernahme

Marktgigant EDS hat jetzt die Chance zur schnellen Expansion

28.06.1996

EDS könne sich praktisch jeden größeren Nischenanbieter kaufen, die Möglichkeiten seien nahezu unbegrenzt. Um deutlich zu machen, welche gravierenden Marktverschiebungen dies zur Folge haben könnte, nennt die Analystin von Technology and Business Integrators in Woodcliff Lake, New Jersey, als beispielhafte Übernahmekandidaten solch renommierte Unternehmen wie Netscape, die Tele-Communications Inc., Dow Jones & Co. sowie MCI.

Im vergangenen Jahrzehnt war das Wachstum von EDS durch eine aggressive Kaufstrategie und geschicktes Marktverhalten geprägt. Scrupski erinnert daran, daß sich bereits in dieser Phase die Kräfteverhältnisse im Markt signifikant hätten verschieben können, wenn angestrebte Transaktionen im privaten und öffentlichen Bereich zustande gekommen wären. Vor allem die versuchte Fusion mit der Sprint Corp. hätte einen neuen "Titanen" mit einer marktführenden Position im IT- und im Telekommunikationsmarkt hervorgebracht.

General Motors war der EDS laut Scrupski eine gute Mutter, doch die Geschäfte des IT-Serviceunternehmens seien auch immer wieder behindert worden. Millionen-Dollar-Transaktionen und -Mergers hoffte man leichter durchführen zu können, indem man EDS als General-Motors-Aktie der Klasse E (GME) separat an die Börse brachte. Letztendlich mußte EDS aber mehrfach von interessanten Verträgen zurücktreten, weil sich abzeichnete, daß das General- Motors-Geschäft in anderen Bereichen Nachteile erleiden würde.

Im April berief EDS einen neuen Verwaltungsrat. Industriegrößen wie Robert Kidder, CEO der Borden Inc., und die beiden ehemaligen Minister der George-Bush-Regierung James Baker und Dick Cheney sollen EDS dabei helfen, als eigenständiger Konzern zu bestehen. Scrupski sieht in dieser Personalpolitik ein Anzeichen dafür, daß EDS auf dem Weg ist, sich ein Profil als IT-Powerhouse zuzulegen. Eine geplante Image-Kampagne im Wert von rund 30 Millionen Dollar unterstreiche dieses Ansinnen.

Lediglich Gerüchte gibt es bezüglich neuer Aufträge für EDS. Das "Handelsblatt" hatte berichtet, der Dienstleister stehe in Verhandlungen mit dem Automobilkonzern Chrysler. EDS-Deutschland- Chef Horst Gräber wollte dazu keine Stellung nehmen.