Marktforschungsinstitut IDC nahm den österreichischen Markt unter die Lupe:Softwarehäusern mangelt es an Kapital

01.08.1986

WIEN (apa) Österreichs Softwerkern fehlt bislang noch die nötige Finanzkraft, um auf dem internationalen Markt mitzumischen. Zu diesem Ergebnis kommt das Marktforschungsinstitut IDC in einer Studie über den österreichischen Softwaremarkt.

Grundsätzlich sehen die Wirtschaftsforscher für die Österreicher eine Chance auf dem jährlich um rund 30 Prozent wachsenden Weltmarkt für Software. Sinnvoll sei hier eine zeitgemäße Finanzierungsmöglichkeit über Risikokopital. Für den erfolgreichen Softwareexport müßten jedoch folgende vier Voraussetzungen erfüllt werden: Marktforschung, eine auf den Weltmarkt ausgerichtete Entwicklung, der Aufbau eines weltumspannenden Vertriebsnetzes und insgesamt "ein hohes Maß an Weltoffenheit". Bereits heute gebe es einige österreichische Beispiele für erfolgreichen Export von Computersoftware .

Bei der Betrachtung des inländischen Marktes, so die IDC-Experten, ist die dominierende Rolle der Siemens-Abteilung PSE zu berücksichtigen. Die PSE beschäftige 1500 Mitarbeiter und habe einen Umsatz von 1,5 Milliarden Schilling (2,1 Millionen Mark) in Österreich, damit werde die Hälfte der im Land erstellten Software erzeugt. Rund 95 Prozent dieser Leistung von PSE werde ins Ausland exportiert. Allerdings handle es sich hierbei um Zulieferungen innerhalb des Siemens-Konzerns.

Ohne PSE schätzt Diebold die Softwareumsätze auf 3,7 Milliarden Schilling. 38 Prozent dieses Volumens stamme aus inländischer Produktion, der Rest sei Handelsware gewesen. Die Hauptrolle am österreichischen Softwaremarkt würden die sieben größten Hardwarehersteller spielen. Sie hätten ohne PSE zusammen Software im Wert von 1,92 Milliarden Schilling verkauft. Hierbei habe es sich hauptsächlich um importierte Software gehandelt. Die 70 größten heimischen System- und Softwarehäuser mit überwiegend inländischer Wertschöpfung hielten im Vorjahr ein Viertel des Marktes während der restliche Marktanteil von 23 Prozent sich auf die kleineren Anbieter verteile.

Ferner stellte IDC fest, daß die Hälfte des Software-Umsatzes auf Großrechner und ein Drittel auf Minicomputer entfällt. 14 Prozent gingen auf das Konto der PC-Software. Die internationalen Zukunftstrends zeigen, so die Studie weiter, eine Steigerung des Marktanteils der spezialisierten Softwarehäuser auf. Tendenziell sei außerdem mit steigenden Preisen bei Individualsoftware zu rechnen, da hier die zunehmenden Personalkosten nur geringfügig durch verbesserte Methoden abgefangen werden könnten. Paketsoftware dagegen stehe, besonders für Mikrocomputer, unter erheblichem Preisdruck und werde daher bei steigendem Umsatzvolumen billiger werden.