Markt - ein Glücks-Spiel

15.01.1988

Sage keiner, unser gutes altes Monopoly sei realitätsfern! Wie sehr das Spiel dem täglichen Wirtschaftsleben entspricht, lehrt - wieder einmal - die DV-Branche. Prinzip: Was sich der eine nicht leisten kann, reißt sich sofort der andere unter den Nagel, um den einen wiederum finanziell in die Knie zu zwingen. Von wegen soziale Marktwirtschaft!

Stellt beispielsweise Cray-Chairman John Rollwagen fest, daß die Entwicklungskosten für das Superrechner-chen MP die Firma daran hindern wurde, Gewinne zu machen, springt prompt ein Großverdiener in die Bresche, um fortan auch in der Numbercruncher-Straße hohe Mieten zu kassieren. Das ist schließlich der Sinn von Monopoly.

Kämpft man aber selbst mit dem Rücken zur Wand, kauft man sich gerne für seine ersparten Pfennige einem preislich passenden Konkurrenten, um sich eine Computer-Vision zu erfüllen. Auch wenn dem Erworbenen das gar nicht recht ist. Sperry wollte auch nicht zu Burroughs - was hat es Joseph Kroger genützt?

Ein ganz anderes Spiel ist hingegen bei der reichen Telefongesellschaft AT&T im Gang: Ihre Computerambitionen kosteten zwar schon Milliarden Dollar, doch greifbare Erfolge blieben aus. Ma Bell setzte Unsummen auf die Null - va banque! Nun dreht ein wiefer Manager, vom italienischen Verwandten Olivetti abgeordnet, das Rad. 300 Millionen Dollar für einen Platz an der Sonne - ein Glücks-Spiel? Für Unix-Meister Sun bestimmt.