Manufacturing Message Specification der wesentliche Faktor:

MAP-Plädoyer als Antwort auf offene Fragen

29.04.1988

-Oskar Henn ist Leiter Projektvertrieb MAP/TOP/OSI bei der Telemation Gesellschaft für Datenübertragung mbH in Unterschleißheim

Es ist nicht einfach zu verstehen, aber wahrscheinlich unvermeidbar: Als MAP nur vielversprechende Theorie bieten konnte, war das Interesse sehr groß. Jetzt nach etwa zwei Jahren, wo durch Produktverfügbarkeit eine sehr gute Basis für Pilot- und gezielten Praxiseinsatz vorhanden wäre, und die Versprechen eingelöst werden könnten, ist das Interesse speziell in Deutschland nahe dem Nullpunkt. Ein Informationsdefizit bei den jetzt anstehenden wirklich relevanten Themen wie etwa MMS ist die Folge, und die Fragen bleiben unbeantwortet. In diesem Beitrag versucht Oskar Henn- eine Antwort auf häufig gestellte Fragen.

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Frage 1:

Warum überhaupt MAP, was bringt es mehr als vorhandene Lösungen?

In folgenden Punkten gibt es nichts Vergleichbares bei herstellerspezifischen Lösungen:

- "Manufacturing Message Specification" (MMS) ist ein anwendungsorientierter Dienst, der weit über die reinen Kommunikationsfunktionen hinausgeht;

- das Ziel bei MAP war von Beginn an, daß nicht nur Rechner, sondern auch Fabrikautomatisierungsgeräte gleichberechtigt unterstützt sind;

- die Festlegung der Protokolle und Anwendungsdienste erfolgte herstellerneutral durch Anwendergruppen.

Frage 2:

Was beinhaltet eigentlich die Manufacturing Message Specification (MMS)?

MMS ist der für den Anwender wichtigste Teil von MAP, da es als Schnittstelle fungiert zwischen der Netzwerktechnik und den Anwendungsprogrammen.

Damit werden die technischen Netzwerk-Dienste erst nutzbar gemacht. Dabei bietet MMS weitaus mehr als nur Kommunikation": Es gestattet das flexible Verwalten und Verwenden von Objekten der Art, wie sie bei allen Projekten der Fabrikautomatisierung gebraucht werden und bisher pro Projekt oder zumindest pro Anwender zur Nutzung bei mehreren Projekten neu spezifiziert, in Software realisiert, getestet und in Betrieb genommen wurden.

MMS ist auch noch unter der Bezeichnung RS 511 (Recommended Standard) bekannt.

Frage 3:

Welche Vorteile bietet der Einsatz von MMS gegenüber eigener ClM-Schnittstellensoftware?

Besonders erwähnenswerte Vorteile:

- MMS wird in Zukunft als internationaler Standard auf allen Rechnern und Fabrikautomatisierungsgeräten verfügbar sein (aktueller Stand: DIS Draft International Standard", die Vorstufe zum IS "International Standard").

- Es werden dann auf allen diesen Rechnern/Geräten die gleichen Funktionen verfügbar sein und später sogar die gleichen Aufrufe verwendet werden.

- Diese Software ist von Herstellern als Standard-Software mit entsprechendem Design- und Testaufwand erstellt worden, und die heute bei CIM- oder ähnlichen Projekten sattsam bekannten und gefürchteten Integrationsprobleme mit unter Zeit-/ Budgetdruck erstellter systemnaher Software sind nicht mehr vorhanden. Frage 4:

MMS ist Teil von MAP 3.0, womit nach Aussage aller Fachleute frühestens Ende dieses Jahres 3.0-Produkte zu erwarten sind. Weshalb sich jetzt damit beschäftigen?

Die klare OSI-Schichtung erlaubt es, daß man den MAP-3.0-Anwendungsdienst MMS heute schon auf Basis von MAP-2. 1-Interfaces betreibt und dann nach Verfügbarkeit der 3.0-Produkte nur diese Interfaces umstellt. Die Hersteller bieten inzwischen Upgrade-Kits und Hilfe für diese Migration an. Diese Vorgehensweise wurde außerdem von unabhängiger Stelle in den USA vorgeschlagen. Entscheidend dabei ist:

Die Investition in Training und Anwendungsentwicklung bleibt voll geschützt. Besonders wichtig ist jedoch die Überlegung, daß man sich auf den Einsatz einer so umfangreichen und neuen Technologie vorbereiten muß. Und dies ist bei MAP wegen der Integration durch Programmierung nur durch praktische Erfahrung über mehrere Monate möglich.

Frage 5:

MAP hat bisher eher schlechte Noten in der Praxis bekommen. Was hat sich geändert?

Einerseits muß ein Teil der schlechten Nachrichten über hohen Zusatzaufwand, über noch vorhandene technische Fehler oder über "sich gegenseitig mit Farbe bespritzende Roboter" vor dem Hintergrund der schnellen Fortentwicklung und Verbesserung der Basisprodukte in den vergangen Jahren gesehen werden.

Außerdem ist die Versuchung sehr groß gewesen, daß man anderweitig Probleme und resultierende Aufwände, die zum Beispiel durch ungenügendes (und deshalb nicht ClM-gerechtes) Design entstanden sind, dem Neuling MAP zugeschoben hat. Ein Teil der schlechten Nachrichten basiert außerdem auf Produkten der 1985er Implementierungen (so etwa das obige Roboterproblem) - doch bei neuen Technologien sind drei Jahre ein "Quantensprung" an Verbesserung.

Ein Problem ist jedoch leider noch bis vor kurzem aktuell gewesen: Die Mehrzahl der MAP-2. 1 -Produkte sind ohne ausreichend komfortable, ja oft sogar völlig ohne Schnittstellen-Software ausgeliefert worden.

Es waren enorme Aufwände erforderlich, um Schnittstellensoftware in genügender Flexibilität für MAP-Anforderungen selbst zu erstellen. Diese Aufwände waren überdies budgetseitig oft nicht eingeplant gewesen.

Mit guten robusten MMS-Implementierungen sind große Verbesserungen möglich, wie die Erfahrung der ersten MMS-Pilotanwender mit "Vor-MMS" -Vergangenheit zeigen.