Security Exchange Commission (SEC) schaltet den Staatsanwalt ein

Manager Walter Königseder des Betrugs und der Falschaussage angeklagt

13.10.2000
MÜNCHEN (CW) - Die Bilanzmanipulationen der Informix Corp. von 1996 haben nun ein gerichtliches Nachspiel. Das Büro der US-Staatsanwaltschaft Nord-Kalifornien und die Börsenaufsicht SEC klagen den früheren Europa-Manager der Firma, Walter Königseder, wegen Betrugs, Falschaussage und unrechtmäßiger Aktiengeschäfte an.

Insgesamt erwarten Königseder elf straf- und zivilrechtliche Klagen in Zusammenhang mit den Bilanzfälschungen. So soll er im Jahr 1996 daran beteiligt gewesen sein, mit Hilfe von Scheingeschäften die Umsätze des Unternehmens aufzublähen. Als er von der SEC dazu befragt wurde, habe er gelogen. Auch die Umsatz- und Gewinnangaben seiner Vertriebsabteilung aus den Jahren 1994 und 1995 seien überhöht gewesen, behauptet die Staatsanwaltschaft in San Franzisko. Darüber hinaus habe Königseder von weitergehendem Betrug im Unternehmen gewusst und mit falschen Aussagen die Manipulationen gedeckt.

Königseder trat 1990 in das Unternehmen ein, war zunächst Vertriebsleiter der deutschen Niederlassung, sodann Geschäftsführer und von 1994 bis 1997 General Manager Central and Eastern Europe. Die Infrastruktur für letzteren Geschäftsbereich befand sich, wie die deutsche Gesellschaft, in Ismaning bei München. Im Juli 1997 verließ Königseder als Vice President die Firma.

"Die gegen mich erhobenen Vorwürfe sind ungerechtfertigt", verlautbarte der Manager, der nach Stationen bei SSA und JBA nun Vice President Sales Worldwide bei Commerce One, Wien, ist. "Während meiner Tätigkeit für Informix habe ich weder Kenntnis von irgendwelchen Scheingeschäften gehabt, noch habe ich derartige Geschäfte autorisiert."

Nach Angaben der US-Behörden hatte Informix, das früher im kalifornischen Menlo Park angesiedelt war und heute in Westborough, Massachusetts, beheimatet ist, den 96er Umsatz mit 939,3 Millionen Dollar angegeben - um 29 Prozent zu hoch. Nachdem die Company ihre Einkünfte hatte korrigieren müssen, lagen die Einnahmen nur bei 727,8 Millionen Dollar. Das machte bei den Gewinnen einen Unterschied von 233 Prozent aus. Tatsächlich hatte Informix einen Verlust von 73,6 Millionen Dollar eingefahren, angegeben hatte die Firma aber 97,8 Millionen Dollar Gewinn. Königseder soll nach Anschuldigungen der SEC für Unregelmäßigkeiten in Höhe von 25,5 Millionen Dollar verantwortlich sein.

Unregelmäßigkeiten von 100 Millionen DollarDer Korrektur der Unternehmenseinkünfte 1997 folgte der Absturz des Börsenkurses. Die Aktien fielen um 60 Prozent, von 17 Dollar pro Anteil auf 6, 50 Dollar. Somit verloren die Aktionäre insgesamt mehr als 1,5 Milliarden Dollar, berichten die Justizbehörden. Informix drohte damals der Börsenausschluss.

Im Januar dieses Jahres gab die US-Börsenaufsicht einen Zwischenbericht über ihre Informix-Nachforschungen ab. Nachdem das ehemalige Management abgelöst worden sei, habe die Behörde Unregelmäßigkeiten in der Buchführung aufgedeckt, die mehr als 100 Millionen Dollar ausmachten. Sie betreffen den Zeitraum zwischen 1994 und dem ersten Quartal 1997. Informix wurde nochmals verwarnt und aufgefordert, die Nachforschungen der Behörden weiterhin zu unterstützen. Das Unternehmen hat die Ergebnisse der SEC-Recherchen weder bestätigt noch widerlegt.

Der SEC-Enforcement-Abteilung scheint der Anlass willkommen, die Muskeln spielen zu lassen. Starke Worte fand etwa Assistant Director Jim Coffman. Wie der Fall Königseder - der Ex-Informix-Manager ist deutscher Staatsbürger - demonstriere, erlaube seine Behörde keinesfalls, dass nationale Grenzen irgendjemanden davor schützten, US-Bestimmungen einhalten zu müssen. Falls Königseder sich weigere, in den USA vor Gericht zu erscheinen, werde der Staatsanwalt die Auslieferung beantragen.

Bis jetzt hat Königseder nach eigenen Angaben von der Anklage lediglich über das Internet erfahren, offizielle Unterlagen dagegen seien ihm nicht zugestellt worden.