Manager als Macher oder Opfer in der Organisation: Sachzwang nimmt Verstand

10.10.1980

TUTZING (gr) - Ein Manager hat nicht umsonst Karriere gemacht. Der Aufstieg kostete ihn auch einen Teil seiner Persönlichkeit. Wolf-Dieter Narr, Politologe an der FU Berlin, zeichnete in einem Referat an der Evangelischen Akademie in Tutzing den Manager einmal als Macher, auf der anderen Seite aber als Opfer der Organisation, das die betrieblichen Ziele verinnerlicht hat.

Zum Aufstieg in einer Organisation, erklärte Narr, gehört neben einer qualifizierten Ausbildung auch ein Handeln, das den Ansichten der Vorgesetzten, die immerhin schon etwas weiter mit der Verinnerlichung der Organisationsziele gelangt sind, entspricht. Der Verhaltensdruck wachse mit der hierarchischen Stufe, die der Manager erklimmt. Aufsteigen bedeute deshalb einen persönlichen Verzicht. Erlaubt sei, eine Meinung zu haben, nicht immer aber, sie zu äußern.

Eine der Gefahren dieses Rollenspiels sieht Narr darin, daß die "Sachzwänge den Verstand wegnehmen". Der Manager bemerke, daß er innerlich auslaufe. Beziehungen müssen von neuen Bürokratien geregelt werden. Den Manager trägt sein Job. Gewohnt, auch nach Feierabend noch an seine Arbeit zu denken, habe er die Entkoppelung in den Ferien verlernt.

Große Chancen gibt Narr dem Manager nicht, der versucht seine offizielle und private Persönlichkeit wieder in Einklang zu bringen. Wesentlich sei, die Situation einmal anzusehen, über die Bildung von Gruppen zumindest etwas dem Konkurrenzdruck zu entgehen und den Mitarbeitern ein breiteres Verhaltensspektrum einzuräumen.