Management by Post (MbP)

24.05.1985

Die Post setzt die Preise fest und gibt uns Anwendern vor, was gut für uns sei. Insofern gesehen spricht man besser von Management by Monopol (MbM). Natürlich gibt es einige Gremien, wo Anwender und die Deutsche Bundespost Schattenboxkämpfe veranstalten. Aber die braucht nur die Post selber, damit sie einerseits nicht zu viel technischen Unsinn begeht und andererseits dem Verwaltungsrat sagen kann, daß die anstehenden Gebührenerhöhungen mit den Anwendern diskutiert worden seien. Daß Anwender da mitmachen, ist auf die sprichwörtliche Neugier und vielleicht auf ein wenig Eitelkeit zurückzuführen (die Post fragt, was sie wie tun soll...). In diesen Gremien werden mitunter demokratische Abstimmungen durchgeführt und sogar Resolutionen verabschiedet. Doch diese verhallen ungehört in den Kanälen des Postverwaltungsrats. Denn dort geht es politisch zu, und die Politik beginnt nicht beim geschäftlichen Anwender, sondern allenfalls beim Otto Normalverbraucher dessen Wahlstimme auf dem Spiele stehen könnte.

Kürzlich verkündete ein in den einstweiligen Ruhestand versetzter Manager der Deutschen Bundespost, daß die Hersteller und vor allem die Post mehr auf die Wünsche der Anwender Rücksicht nehmen sollten. Die Post möge ihre Aktivitäten vornehmlich auf einen Vollservice beschränken" und daneben einen "Netzservice" anbieten, der nicht mit Gebühren, sondern mit "Preisen" berechnet werden soll. Dieser Vorschlag den ich an dieser Stelle als bekannt voraussetze, macht auf den ersten Blick keinen schlechten Eindruck. Doch Holzauge sei wachsam, dieser Manager möchte ja später nach Möglichkeit wieder in den Postdienst zurück! Wo ist also das Haar in der Suppe? Nun, zuerst möchte ich umdrehend formulieren und sagen, die Post solle sich auf den Netzservice beschränken und daneben einen Vollservice anbieten, der die komplette Dienstleistung umfaßt. Im Grunde genommen ist dies jedoch Augenwischerei, weil es zwischen dem Voll- und dem Netzservice keinen richtigen Wettbewerb geben kann. Die Post braucht zum heutigen Zeitpunkt ihre Rechnungslegung nicht offenzulegen und kann somit ihre Gebühren und dann auch die Netzservicepreise diktieren. Nach dem Fernmeldeantagengesetz könnten auch andere sogenannte Fernmeldedienste, wie zum Beispiel Btx oder Telebox, anbieten. Gegen die übermächtige Post, die ihre Dienste ohne weiteres quersubventionieren kann, kommt jedoch niemand an. Somit ist ein freier Wettbewerb von vornherein nicht möglich.

Die Japaner sind auch deshalb so erfolgreich, weil sie langfristige Ziele verfolgen können. Kürzlich wurde die japanische Fernmeldeverwaltung NTT privatisiert. Warum wohl? In Japan möchte man Konkurrenz, günstige Preis/Leistungs-Verhältnisse und ein vielschichtiges Angebot. Im Umbruch zur Digitaltechnik befindlich, erwartet man dort geradezu eine innovative Explosion zum Wohle der Informationsgesellschaft. Diesen Anforderungen kann letztlich nur ein marktwirtschaftlich orientiertes Unternehmen, das im harten Wettbewerb zu anderen steht, gerecht werden. Dies ist auch MbM, allerdings mit Management by Money übersetzt. Und das wäre auch richtig für unser Land, denn nach den Kosten richten sich bei uns die Entscheidungen in allererster Linie. Stellten sich Gebühren der DBP als falsch heraus, dann waren auch unsere Entscheidungen falsch gewesen. Warum kommen deutsche Konzerne eigentlich auf die Idee, ihre internationalen Netzknoten zum Beispiel nach Frankreich zu verlagern? Postgebühren sind marktwirtschaftliche Größen, die von einer politisch höheren Ebene festgelegt und kontrolliert werden müßten, wenn es beim Postmonopol in unserer Bundesrepublik bleiben soll. Für besser halte ich allerdings das Japan-Modell, weil es eigentlich alle Marktmöglichkeiten von ausgeschöpft und damit in flexibelster Weise allen Wünschen und Erwartungen für die Zukunft gerecht werden kann. Ob die kürzlich konstituierte Regierungskommission Fernmeldewesen hier etwas bewegen kann - oder bleibt sie streng im Rahmen des Auftrags, der nach Auffassung des Bundespostministers vom geltenden Fernmelderecht ausgeht?

Bete Icks