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28.05.1993

Ob die Internetworking-Company Proteon nun durch ausgewiesene Verluste oder durch die "tendenzioese Berichterstattung" der COMPUTERWOCHE (siehe Leserbrief in der CW Nr. 21 vom 21. Mai 1993, Seite 9) ins Schleudern geraten ist oder auch nicht, mag dahingestellt bleiben. Nach einer Meldung des britischen Brancheninformationsdienstes "Computergram" ist der Router- Hersteller jedenfalls bemueht, sich in sicheres Fahrwasser zu begeben. Obwohl das Unternehmen Mitglied in dem von Cisco Systems initiierten APPI-Forum ist, scheinen die Verantwortlichen jetzt einen Richtungswechsel hin zu Big Blues APPN-Lager vorzubereiten - so lassen sich "Computergram" zufolge zumindest entsprechende Aeusserungen von leitenden Proteon-Mitarbeitern in Grossbritannien interpretieren.

Nachdem die Bruesseler EG-Kommission derzeit in puncto Liberalisierung des europaeischen TK-Marktes mit immer neuen (manchmal auch unueberlegten) Initiativen und Vorschlaegen glaenzt, befuerchten die zustaendigen EG-Minister offenbar, ins publizistische Hintertreffen zu geraten. "Wir gestalten die EG-TK- Politik weiter mit", betonte Bundespostminister Wolfgang Boetsch vor einer Delegation der Arbeitsgemeinschaft TK-Mehrwertdienste im VDMA. Boetsch bezog sich dabei auf die Ergebnisse der EG- Ministerratssitzung vom 10. Mai, in der unter anderem deutlich wurde, dass die noch bestehenden Telefondienst-Monopole in den Mitgliedstaaten bis Anfang 1998, in Ausnahmefaellen bis zum Jahr 2000, auslaufen sollen.

Der britische TK-Gigant British Telecom (BT) trimmt sich durch eine selbstverordnete Schlankheitskur fit fuer den zunehmend haerter werdenden Wettbewerb. Das weitgehend privatisierte Unternehmen verzeichnete dem "Handelsblatt" zufolge 1992 mit einem 36prozentigen Gewinneinbruch (rund 2,5 Milliarden Mark) bereits den zweiten Ergebnisrueckgang in Folge. Ursache hierfuer waren nach Angaben von BT-Finanzdirektor Barry Romeril vor allem die hohen Kosten fuer den Personalabbau. Diesbezueglich sei nun jedoch "das Schlimmste vorueber". BT hatte im vergangenen Jahr die Belegschaft um weitere 40 000 auf 170 000 Mitarbeiter reduziert und dabei zum Teil grosszuegige Abfindungen gezahlt. Analysten verweisen allerdings auch auf die Tabelle, dass BT im Geschaeftsjahr 1992/93 einen - wenn auch geringen - Umsatzrueckgang hinnehmen mussten.