Mailbo

10.12.1993

Aktion Naechstenliebe! Die US-Telefongesellschaft Bell Atlantic hilft nach einem Bericht der "Sueddeutschen Zeitung" Obdachlosen bei der Jobsuche. So stellt der Carrier in verschiedenen US- Grossstaedten sogenannte "Voice-Mail"-Dienste zur Verfuegung - mit dem Ziel, zumindest rund zwanzig Prozent von schaetzungsweise einer Million Obdachlosen in den USA bei der Wiedereingliederung in das Arbeitsleben behilflich zu sein. Diese sind naemlich, wie es heisst, zum Teil hochqualifizierte Akademiker oder zumindest Personen mit abgeschlossener Berufsausbildung und allesamt Opfer der anhaltenden Rezession. Mit Voice Mail bekommt jeder der Betroffenen - sofern er bei der Heilsarmee registriert ist - eine private kostenlose Mailbox eingerichtet, in der potentielle Arbeitgeber, die auf entsprechende Bewerbungen reagieren, eine Nachricht hinterlassen koennen.

Sorgen ganz anderer Art hat indes nach wie vor die deutsche Telekom. Tief irritiert ist, glaubt man dem Nachrichtenmagazin "Der Spiegel", Telekom-Finanzchef Joachim Kroeske ueber die juengsten Plaene der Deutschen Bank, zusammen mit RWE und Mannesmann ein eigenes TK-Unternehmen auf die Beine zu stellen. Immerhin waere dieser neue Carrier, so der einhellige Tenor der Branche, spaetestens nach dem Wegfall des Telefondienstmonopols 1998 der - zumindest national - wohl maechtigste Konkurrent der Telekom. Pikanterweise bemueht sich die Deutsche Bank seit langem, die Federfuehrung der fuer 1996 geplanten Ausgabe der Aktien einer Telekom AG zu erhalten. Ob die Konsortialfuehrung beim Verkauf der Aktien ausgerechnet beim dann unter Umstaenden haertesten Wettbewerber liegen soll, muss nun Kroeske zufolge neu entschieden werden.

Apropos Postreform: Ueber die Motive des Sinneswandels des SPD- Postexperten Peter Paterna, ehedem Verhandlungsfuehrer der Opposition in Sachen Postreform II, ist unter Insidern schon viel spekuliert worden. Jedenfalls hat der Hamburger Bundestagsabgeordnete - einst gluehender Verfechter einer Privatisierung der drei Postunternehmen - nun endgueltig mit seinen frueheren Vorstellungen gebrochen. In einem offenen Brief an Telekom-Chef Ricke legt Paterna Wert auf die Feststellung, dass die Rechtsform einer AG noch lange kein Garant fuer unternehmerischen Erfolg sei. Ferner sei er enttaeuscht darueber, dass der Telekom- Vorstand die Forderung nach einer AG nur mit der Notwendigkeit einer zusaetzlichen Kapitalbeschaffung begruende, zugleich aber von zukunftsweisenden Strategien so gut wie keine Rede mehr sei.