Magdeburger wurden Computerstrategen der Telekom

06.01.1995

Die Deutsche Telekom Computer Service Magdeburg GmbH (DeTe CSM) scheint sich zum umsatzstaerksten DV-Dienstleister im deutschen Osten zu mausern. Mit 250 Beschaeftigten und einem Umsatz von etwa 85 Millionen Mark im letzten Jahr stehen die Chancen fuer die Sachsen-Anhalter Tochter des Postriesen recht gut.

Etwa 273 000 Menschen leben in Magdeburg, der ehemaligen ostdeutschen Hochburg des Schwermaschinenbaus. Von den 50 000 Arbeitsplaetzen, die diese Branche zu DDR-Zeiten zaehlte, sind heute noch rund 7000 uebrig. Unter dem Strich bedeutet das fuer die Stadt eine Arbeitslosenquote von 14 Prozent. Im Land Sachsen-Anhalt liegt sie insgesamt noch darueber. Behaupten im freien Markt konnte sich das 1966 gegruendete Datenverarbeitungszentrum Magdeburg. Unter dem Namen Deutsche Telekom Computer Service Magdeburg (DeTe CSM) GmbH hat die Tochter des Postkonzerns seit ihrer Privatisierung im September 1992 tuechtig zugelegt: Rund 250 Mitarbeiter machten im letzten Jahr einen Umsatz von etwa 86 Millionen Mark. Ein Ergebnis, auf das die beiden Geschaeftsfuehrer Karl-Heinz Bondick und Guenter Richter mit Stolz verweisen. Immerhin habe man seit den "stuermischen Zeiten, in denen nicht alles nach Recht und Gesetz verlief", ein in den schwarzen Zahlen stehendes Unternehmen aufgebaut.

Dabei mussten die Magdeburger nicht bei Null anfangen. Als Dienstleister fuer das Fernmeldewesen der DDR habe man bereits frueher eigene Projekte fuer die Post gemacht wie das Datenbanksystem "Dafema", so der studierte Mathematiker Bondick. Zwar kenne diese Datenhaltung heute kein Mensch mehr, doch "in unserer Firma laeuft die Anwendung immer noch problemlos". Erst Ende dieses Jahres soll das System abgeloest werden.

Das Know-how der ostdeutschen Datenverarbeiter muss ueberzeugt haben. Laut Richter bewegte man sich vor der Privatisierung "noch locker im Verbund der ehemaligen DVZs", war aber bereits fuer die Deutsche Post und nach der Postunion fuer die Telekom taetig, die zu dieser Zeit gerade an einer neuen Strategie fuer den "Aufbau einer konzernweiten Informationsverarbeitung in Europa" bastelte.

Mit der Konsolidierung ihrer 36 Rechenzentren an ueber 100 Standorten zeigten die Postler auch am Dienstleister CSM Interesse. Ergebnis: Man kaufte nicht nur das ostdeutsche DV-Haus, sondern machte es im September letzten Jahres zum ersten von sechs strategischen Rechenzentren mit privatrechtlichem Status.

Damit haben die Sachsen-Anhalter nun ein starkes Standbein. Von Magdeburg aus werden derzeit ueber 10 000 Terminals in den bundesdeutschen Telekom-Niederlassungen der Regionen Ost, Nord und Sued-West betreut. Zu den rund 150 Kunden der CSM gehoeren neben Industriebetrieben, Energieversorgungs- und Baufirmen sowie oeffentlichen Einrichtungen auch das Deutsche Rote Kreuz und andere Posttoechter wie die DeTe Bau GmbH und DeTe System GmbH. Daneben berechnet der Magdeburger Anbieter die Gehaelter von rund

45 000 Telekom-Beschaeftigten.

Was die Technik des Hauses betrifft, so bevorzugt man keinen bestimmten Hersteller: Von Comparex und Amdahl ueber IBM und HP bis hin zu den Soemmerdaer ASI-Rechnern nutzt man alles, was ein gutes Preis-Leistungs-Verhaeltnis bietet.

Mit Investitionen von etwa 90 Millionen Mark im vergangenen Jahr besitzt das Servicehaus heute eine moderne DV-Basis mit Mainframekapazitaeten von rund 2100 GB.

Aus der Software-Entwicklung haben sich die Ostdeutschen erst einmal zurueckgezogen. Allerdings, so Richter, peile man fuer spaeter dort wieder ein Engagement an. Noch "haben wir aber genug zu tun", meint er. Angeboten werden derzeit Module von Standardanwendungen wie SAP (R/2, R/3), Paisy etc. und Beratungen fuer die Buerokommunikation, Systemintegrationen sowie Netzloesungen.

Auch in Osteuropa ist die CSM wieder aktiv. Vorwiegend sind es Seminare, die man den Anwendern in Weissrussland, der Ukraine und Bulgarien anbietet - ueber Drittmittel finanziert. Im Gespraech ist aber demnaechst die Eroeffnung einer Geschaeftsstelle in Russland.

Das "Stueck Aufschwung [MS1]Ost" in Sachsen-Anhalt kann Hagen Hultzsch vom Vorstand der Telekom nur loben. Beim feierlichen Knopfdruck fuer das Magdeburger Computerzentrum sprach er von einem "Haus der Zukunft, das nicht auf der gruenen Wiese entstanden ist, sondern dreissig Jahre DV-Wissen mitbringt".

Damit gehoerten die CSMer zu den modernsten und leistungsfaehigsten Systemhaeusern in deutschen Landen.