Auf Dokumente in anderen Systemen zugreifen:

Maestro-Net zielt auf Software-Entwickler

31.05.1985

MÜNCHEN (pi) - Für die Version 5.0 ihres Software-Entwicklungs-Systems "Maestro" stellt die Softlab GmbH, München, das neue Produkt "Maestro-Net" vor. Der Anwender erhält damit die Möglichkeit auch auf Dokumente zuzugreifen, die nicht im eigenen Maestro-System abgelegt sind. Das neue Verbundsystem soll ab dem vierten Quartal dieses Jahres verfügbar sein.

Alle Benutzer können in einem solchen Netz auf sämtliche Dokumente, für die sie eine Berechtigung besitzen, zugreifen, sie lesen oder ändern. Somit ist es möglich, vom Bildschirm

eines einzigen Benutzers auf Dokumente in bis zu 250 verschiedenen Systemen zuzugreifen..

Die Kommandos "Open" oder "View" sprechen das Dokument an und legen es auf ein verfügbares Fenster. Als Voraussetzung braucht der Anwender die erforderlichen Zugriffsrechte, und er muß angeben, in welchem System sich das Dokument befindet.

Das Dokument kann, genau wie jede Datei, die auf dem "eigenen" Maestro-System ist, bearbeitet werden. Die gesamte, normalerweise durch lokalen Plattenzugriff durchgeführte Dateibehandlung wird von der Maestro-Net-Software abgefangen, durch das Netzwerk geleitet und vom Platten-Subsystem des Maestro beantwortet, das das Dokument enthält.

Der Vorgang des Remote Zugriffs soll durch das Netzwerk für den Anwender völlig transparent gemacht werden. Dabei können die zwölf Fenster des Benutzers auch auf Dateien in mehreren verschiedenen Maestro-Systemen zeigen.

Ein Dokumentname (LIBrary und FLEname) ist nur innerhalb eines Maestro-Systems eindeutig. In anderen Systemen können durchaus andere Dateien desselben Namens bestehen. Um das Dokument eindeutig zu identifizieren, muß der User vor dem Dateinamen ein Systemkennzeichen angeben.

Jedem System in einem Maestro-Netzverbund wird deshalb eine bis zu dreistellige Kennung zugewiesen: MUN für München oder A für System "A". Um beispielsweise von einem System in London aus eine Datei in München zu öffnen, ist folgendes Kommando einzugeben: "OPEN MUN/DOCUM.PG345S01"

Befindet sich die Datei einmal in einem Fenster, ist es nicht mehr notwendig, das zugehörige System anzugeben.

Zwei Möglichkeiten des Dateizugriffs wurden auf den ersten Stufen der Konzeption von Maestro-Net genauer betrachtet: Automatisches Führen von Dateikopien in jedem System und Dateizugriff durch Querverbindungen zwischen Systemen.

Die Entscheidung fiel zugunsten der zweiten Technik, da sie für die Praxis besser geeignet zu sein scheint. Und zwar sowohl was die Benutzerschnittstelle betrifft als auch im Hinblick auf die Einfachheit der praktischen Durchführung und Vermeidung von Rendundanz.

Zusätzlich zu allen normalen Editierungstasten stehen für Dokumente im Maestro-Durchgriff sowohl die Suchfunktion als auch die Kopierfunktion zur Verfügung.

Der Suchbefehl wird nach der Syntaxprüfung als Anforderung über das Netzwerk geschickt und im Zielsystem ausgeführt. Die Ergebnisse der Suche gehen an den Benutzer zurück.

Mit "Copy" lassen sich Dateien, die bereits in einem Fenster sind, kopieren. Wird die Datei (beziehungsweise werden die Dateien) im Durchgriff von einem anderen als dem eigenen Maestro bezogen, so werden die Daten über das Netzwerk übertragen.

Auf diese Weise könnte man beispielsweise einen Teil eines Programms von Hamburg nach München übertragen.

Die Maestro-Prozeduren als Benutzerschnittstelle des Systems verarbeiten auch Dateien im Durchgriff. Die Prozeduren laufen dabei generell im eigenen, lokalen System ab.

Um einen netzweiten Dokumentenzugriff zu gewährleisten, werden die Systemdateien dem gesamten Netzwerk zur Verfügung gestellt. Die Schnittstelle für Electronic Mail ist auf den gesamten Verbund ausgeweitet. Da IDs und Gruppen netzweite Wirkung haben, identifiziert das ID den Benutzer und sein lokales System eindeutig. Memos werden über das Netzwerk in die Memo-Datei des Empfängers übertragen.