Österreich mit 103 Schülerarbeiten beteiligt:

Mädchen gewann Programmierwettbewerb

03.07.1981

WIEN (pi) - Österreichs erfolgreichster "Nachwuchsprogrammierer" ist ein Mädchen. Ilse Wenger, Schülerin der fünften Klasse der Bundeshandelsakademie in Judenburg, gewann zusammen mit drei Schulkollegen den ersten Preis im Programmierwettbewerb der IFIP (International Federation of Information Processing). Ausgezeichnet wurde sie für ein Computerprogramm zur Ernährungsberatung, mit dessen Hilfe man sich ein Gesund- und Schlankheitsmenü "nach Maß" zusammenstellen kann.

Anläßlich der dritten "World Conference on Computers in Education" veranstaltet die IFIP einen internationalen Jugendwettbewerb im Programmieren für Schüler aus den 41 Mitgliedsstaaten der IFIP. Thema der "World Competition in Programming" war die Erstellung eines Computerprogramms aus einem frei zu wählenden Unterrichtsfach mit Ausnahme des EDV-Bereichs und der Informatik.

Insgesamt haben Schüler aus 14 Ländern, darunter aus Australien, Japan, Israel und Südafrika, an dem internationalen Bewerb teilgenommen. Die insgesamt 17 nationalen Gewinner der ersten Preise werden zu der Weltkonferenz, die vom 27. bis 31. Juli in Lausanne in der Schweiz stattfindet, eingeladen, um ihre Arbeiten zu präsentieren .

Aus Österreich beteiligten sich Schüler von 42 Schulen am Programmierwettbewerb, der von der Österreichischen Computer Gesellschaft (OCG) organisiert wurde. 103 Computerprogramme wurden der Jury der Computer Gesellschaft zur Bewertung eingereicht. Niederösterreich stellte mit 24 Schülern den stärksten "Software-Nachwuchs", aus Wien nahmen 13 Jungprogrammierer teil. Wirtschaftsthemen und Mathematik lagen an der Spitze der Interessensskala. Rund 40 Prozent der Teilnehmer kamen von Handelsakademien. Der Präsident der OCG freute sich in seiner

Gratulationsansprache daß Österreich damit genausoviel Teilnehmer stellte wie die Bundesrepublik Deutschland.

Etwa drei Viertel der Programme waren in Basic erstellt, den Rest teilten sich Fortran, Pascal und Cobol.

Der erste Preis ging an ein Programm zur Ernährungsberatung. Nach "Eingabe" der gewünschten Nahrungsmittel stellt das Programm fest, ob sie ausgewogene Ernährung gewährleisten. Es optimiert dann entweder nach der Menge, dem Vitamingehalt oder dem Preis.

Mit der Berechnung einer Sonnenenergieanlage zur Warmwasserbereitung gewann Thomas Schalinger den zweiten Preis.

Ausgangsdaten für sein Programm sind die Dachneigung und der Azimutwinkel, die Anzahl der im Haus wohnenden Personen und die gewünschte Warmwassertemperatur. Neben Bedarf und nutzbarer Wärmemenge rechnet der Computer auch die Gesamtkosten für die Installation einer Sonnenenergieanlage aus und bestimmt die erforderliche Größe der Kollektorfläche. Gleichzeitig läßt sich feststellen, wie groß die voraussichtliche Energieeinsparung und die Öleinsparung pro Jahr ist und nach wieviel Jahren sich die Anlage amortisiert hat. (Hoffentlich wurde für den Ölpreis ein Floating-point-Feld gewählt!)

Der dritte Preis ging an eine Sternguckerin: an Margit Anderseka.

Für dieses Programm wurden zur Vereinfachung die Umlaufbahnen von Erde und Venus als konzentrische Kreise angenommen. Mit Hilfe der Umlaufradien, der Umlaufzeiten und der vom Konjunktionstag an vergangenen Zeit lassen sich die Koordinaten von Venus und Erde berechnen. Der Sichtwinkel zwischen den Vektoren Erde-Venus und Erde-Sonne gibt an, was von den beiden man von der Erde zuerst sieht, .und damit die Tageszeit, zu der die Venus sichtbar ist.

Der Computerausdruck enthält das Datum der vom Programm verwendeten Konjunktion und die Lage von Venus, Erde und Sonne zu diesem Zeitpunkt, zweitens das eingelesene Datum mit dem inzwischen vergangenen Zeitraum und wiederum die Lage von Venus und Erde und die Angabe, wann und wo die Venus von der Erde aus zu sehen ist. Der Ausdruck kann auch für astrologische Beobachtungen und Berechnungen verwendet werden.

Interessant ist auch eine Anwendung zur Übersetzung von eingegebenen Texten in Blindenschrift. Der Linzer Schüler Christian Schmid entwickelte das Programm Braille. Es bringt nicht nur eine Erleichterung für die Blinden, sondern ermöglicht auch daß ein Sehender einem Blinden eine schriftliche Mitteilung machen kann. Bei der Übertragung eines Textes, der über die Tastatur eingegeben wird, in Blindenschrift werden die 26 Buchstaben und die Ziffern 0 bis 9 sowie die Satzzeichen berücksichtigt.

Viele Schüler mögen hoffen, daß das Wettbewerbsprogramm zur Konjugation lateinischer Verben auch bald auf einem "hand held micro" implementiert werden möge.

Alles in allem eine Sammlung teilweise auch für weitere kommerzielle Nutzung interessanter Programme. Eine Kurzdokumentation erschien in der Schriftenreihe der OCG.

Informationen: OCG, 1090 Wien, Garnisong. 7/21.