Machbarkeitsstudie untersucht SAP-Harmonisierung Preussen Elektra: Sparkonzept sieht weniger Rechenzentren vor

25.08.1995

MUENCHEN (CW) - Die Preussen Elektra AG (PE) ueberlegt, wie sie in sechs ihrer Tochtergesellschaften die betriebswirtschaftliche SAP- Software auf eine Linie bringen kann. Noch haben die Verantwortlichen offenbar nicht entschieden, ob R/2 oder die Client-Server-Alternative R/3 die Grundlage sein soll und inwieweit die Rechenzentren zu einem verschmolzen werden koennen. In der Belegschaft waechst die Furcht, den Arbeitsplatz zu verlieren.

Rund 40 Millionen Mark jaehrlich hofft Preussen Elektra durch die Konsolidierung einzusparen - das zumindest bestaetigten Betriebsratsstimmen. Die Kosten fuer die Umstellung selbst stehen allerdings noch nicht fest. Ein Stellenabbau unter der DV- Belegschaft betraefe vermutlich hauptsaechlich die Bereiche Arbeitsvorbereitung und Anwendungsprogrammierung, SAP-Betreuung sowie die Operatoren.

Machbarkeitsstudien, die der COMPUTERWOCHE zugespielt wurden, zeigen en detail Ziele, Massnahmen und Grenzen der Softwarebereinigung auf. So geht der Management-Bericht zum "Projekt H, Harmonisierung der betriebswirtschaftlichen SAP- Anwendung" davon aus, dass die Rechenzentren des Veba-Teilkonzerns Energie in das der PE, Hannover, integriert werden. Der Bericht stammt von den Beratungshaeusern BIW Systemhaus Beratung und Informationssysteme GmbH, Weinstadt-Endersbach, und MIT Dr. Rieke und Partner GmbH, Duesseldorf.

Die Konzentration der Ressourcen passt in das gegenwaertige Rotstift-Konzept des PE-Konzerns. So sollen gegenwaertig etwa bei der Hannoverschen Braunschweigischen Stromversorgungs AG (Hastra) die Arbeitsplaetze von etwa 2000 auf 1400 reduziert werden, bei den Ueberlandwerken Nord Hannover (UENH) ist man dabei, von 29 Standorten auf sieben zu schrumpfen. Involviert in die Harmonisierung sind ausserdem die Braunschweigischen Kohlenbergwerke AG (BKB), die Veba Kraftwerke Ruhr AG (VKR) und die Schleswag AG.

Betriebsrat bestaetigt - DV-Verantwortliche mauern

Im Gegensatz zu Angaben aus Betriebsratskreisen, die im wesentlichen die Planung derartiger Massnahmen bestaetigen, fallen laut Erich Wagner, Hauptabteilungsleiter Organisation/DV bei Preussen Elektra, Entscheidungen fuer das Harmonisierungsprojekt fruehestens im Herbst. Man habe sich noch nicht einmal darueber geeinigt, welche der PE-Toechter einbezogen werden oder ob die Basis des Projektes R/2 oder R/3 sein koenne.

Auch darueber, wie viele Arbeitsplaetze direkt oder indirekt von den Aenderungen betroffen sein koennten, machte Wagner keine Aussagen. Allerdings arbeite man im SAP-Umfeld mit vielen Beratern, so dass nicht allzu viele DV-Mitarbeiter betroffen sein koennten. Die Tatsachen aber, dass der Betriebsrat informiert ist und die Studie Auskuenfte ueber das Wie und Wann liefert, deuten darauf hin, dass nicht nur DV-technische Umstrukturierungen in Vorbereitung sind, sondern auch organisatorische.

Detailziele der Harmonisierung sind demnach eine moegliche Buendelung von Lizenzen sowie die gemeinsame Nutzung von Spezialanwendungen. Daneben spielen Einsparungen bei den Release- Aufwendungen, Konzentration des Systembetriebs- und Betreuungsaufwands eine Rolle. Zudem verspricht man sich eine Vereinfachung der Konzernkonsolidierung und ein gemeinsames Auftreten am Beschaffungsmarkt.

Als "harmonisiert" sollen laut Studie die Anwendungen gelten, wenn sie im SAP-R/2-System in einem Mandanten abgebildet werden koennen. Der logische Mandant wird als ein gleichartig strukturiertes Unternehmensgebilde beschrieben, das zwar aus einer Anzahl von selbstaendig bilanzierenden Einheiten oder Buchungskreisen bestehen kann, dem aber etwa einheitliche Stammsaetze, die zentral verwaltet werden, zugrunde liegen. Als Harmonisierungsbasis soll der aktuelle R/2-Release-Stand 5.0 angestrebt werden.