Mac-Hersteller gewinnt Acer als Verbuendeten PC-Anbieter zeigen weniger Interesse an Apple-System

29.07.1994

MUENCHEN (CW) - Apple scheint einen weiteren Mitstreiter aus den Reihen der Hardwarehersteller gefunden zu haben, um Microsofts Dominanz zu brechen. Acer will das Apple-Betriebssystem 7.x auf den eigenen Rechnern einsetzen. Aehnliche Verhandlungen fuehrt der Mac-Anbieter mit der IBM. Derweil haben andere PC-Schmieden Apple die kalte Schulter gezeigt.

Die taiwanische Acer Group hat kuenftig das Recht, Power-PCs mit dem Betriebssystem in verschiedenen Maerkten unter eigenem Namen anzubieten. Taiwans groesster PC-Produzent will sich dabei hauptsaechlich auf die Lieferung von Mac-Clones an Unternehmen konzentrieren, die die Produkte ihrerseits unter eigenem Label weiterverkaufen, berichtet die CW-Schwesterpublikation "Infoworld". Zwar ist der Vertragsumfang des Lizenzierungsabkommens zwischen Apple und Acer noch unklar, sicher scheint jedoch, dass Acer nach dem Abschluss in der Lage waere, komplette, preislich mit Macintoshes konkurrenzfaehige Systeme auf den Markt zu bringen.

Acers Entschluss, das Apple-Betriebssystem zu nutzen, duerfte in den Fuehrungsetagen des Mac-Anbieters fuer Erleichterung sorgen: Eine Reihe von renommierten Herstellern, die urspruenglich ihr Interesse an System 7 bekundet hatten, wollten laut "Infoworld" zuletzt nichts mehr von einem Betriebssystem-Deal mit Apple wissen. So sei fuer einige PC-Anbieter das Betriebssystem zu teuer gewesen. Zudem habe Apple mit restriktiven Forderungen die potentiellen Abnehmer aus den lukrativsten Maerkten ausgeschlossen. "Wir waren urspruenglich interessiert, aber der schlichtweg zu hohe Preis sowie die geringe Nachfrage fuer das Betriebssystem haben uns eines Besseren belehrt", begruendet der Verantwortliche eines etablierten PC-Herstellers seine distanzierte Haltung.

Apple haelt sich mit Stellungnahmen zu den Lizenzierungen noch zurueck. Zwar hat CEO und President Michael Spindler kuerzlich ein lukratives OEM-Systemabkommen angekuendigt, um der bevorstehenden Messe "Macworld" in Boston groessere Attraktivitaet zu verleihen, wollte dazu jedoch keine naehere Angaben machen. Beobachter gehen allerdings davon aus, dass die IBM fuer Spindlers Zurueckhaltung verantwortlich ist. "IBM will nicht, dass die Messe eine Apple- Veranstaltung wird; sie wollen ein IBM-Power-PC-Event daraus machen." Auch die Apple-Niederlassung in Ismaning verweigerte naehere Informationen zu den derzeit laufenden Verhandlungen.