Kommunikationsarchitektur vorgestellt

Lucents namenloses Spinoff besetzt den Begriff E-Communications

12.05.2000
MÜNCHEN (jha) - Die von Lucent geplante Ausgliederung des für Unternehmenskunden zuständigen Geschäftsbereichs nimmt Formen an. Einen Namen hat das Kind noch nicht, wohl aber eine Produktstrategie, die sich um ein Kommunikationsmodell rankt.

Der neuen Tochter gibt Lucent eine ordentliche Mitgift mit auf den Weg: 34000 Mitarbeiter inklusive 300 deutscher Lucent-Angestellter werden sich ab dem 1. Oktober 2000 unter dem Dach der neuen Gesellschaft wiederfinden. Der Umsatz wird rund acht Milliarden Dollar betragen. Er soll unter anderem mit Produkten wie den "Cajun"-Switches, "Accesspoint"-Routern und Call-Center-Lösungen erwirtschaftet werden.

Sämtliche Lösungen ordnen die Verantwortlichen in das "E-Communications-Modell" ein. Im Lauf dieses und des nächsten Jahres soll dieses Gedankenmodell um neue Werkzeuge und Produkte ergänzt werden. Ziel ist es, eine offene und herstellerunabhängige Plattform für eine automatisierte und personalisierte Unternehmenskommunikation zu bilden.

Als Kern dieses Modells wird die Lucent-Ausgliederung "Comlets" entwerfen, die in der Applikationsschicht angesiedelt werden (siehe Grafik). Sie bilden die Schnittstelle zwischen E-Business-Applikationen von Drittanbietern wie SAP und Oracle und übernehmen die Konvertierung der Nachrichten in das gewünschte Format (etwa Sprache). Ergänzt wird die Applikationsschicht durch die "E-Communications-Fabric" (Workflow-Engine) und diverse Kommunikationsdienste etwa für den Call-Center-Betrieb.

Oberhalb der Applikationsschicht tut das "Communication-enabled Portal" seinen Dienst. Damit die medienunabhängige Kommunikation zum Bestandteil von Browsern wird, unterhält der Lucent-Geschäftsbereich eine Allianz mit Sun/Netscape und bemüht sich um Kontakt zu Microsoft. Um personalisierte Dienste anbieten zu können, soll der Portalebene Zugriff auf Verzeichnisdienste von Novell, Netscape und Microsoft eingeräumt werden.

Auf der untersten Schicht des Lucent-Modells, der Netzebene, finden sich bekannte Infrastrukturprodukte wie Switches, Router sowie IP-Management-Werkzeuge wieder. Damit die gesamte Architektur auch in heterogenen Netzen funktioniert, orientiert sich der Hersteller an öffentlichen Standards, die etwa regelbasiertes Networking definieren. Dadurch schwinden zwangsläufig die Differenzierungsmerkmale zu Konkurrenzlösungen. "Die neue Company wird sicher mehr Marketing-getrieben sein", erklärt Uwe Witt, Managing Director in der deutschen Lucent-Dependance in München, "in einer Zeit, in der die Produkte immer vergleichbarer werden, begrüße ich diesen Ansatz."

Abb.: Die Basis für personalisierte Dienste soll das E-Communications-Modell bilden. Quelle: Lucent