Kartellamt: Philips muß 15-Prozent-Anteil an Loewe abgeben

Lotus soll Vorsprung im Profi-Markt sichern

27.04.1984

MÜNCHEN(bi) - Mit dem von Loewe Opta selbstentwickelten hochintegrierten Chip "Lotus" zielt das Unternehmen auf den Einsatz in professionellen Inhouse-Anwendungen. Hier sei nicht nur an entsprechende Editierstationen gedacht, sondern in erster Linie an multifunktionale Büroterminals, präzisierte Helmut Ricke, Geschäftsführer des Kronacher Unternehmens. Zum Ausscheiden von Philips aus der Gruppe der Loewe-Gesellschafter Ende 1985 erklärte er, der Einfluß durch eine 15prozentige Beteiligung sei notwendigerweise begrenzt und er hoffe, nach einer Aufteilung auf die übrigen Gesellschafter, auf unveränderte Einflußgrößen.

Zum Jahresende soll die gesamte Btx-Produktpalette aus Kronach mit Lotus ausgerüstet werden, eine Umrüstung der "alten" Geräte sei nicht notwendig, da dieselben Funktion wie im bisherigen Btx-Dekoder au im neuen integriert seien. Ein Vorteil gegenüber Dekodern, die mit dem von Valvo entwickelten hochintegrierten Chip "Eurom" ausgerüstet würden, seien "schnellere und ökonomischere Schnittstellen zu Computerintelligenz, zu Druckern und zur Floppy".

Zum Preis des Lotus-Dekoders und zu Produktionszahlen mochte sich Ricke noch nicht äußern, jedoch geht er davon aus, daß - "vorausgesetzt, die Endgerätehersteller entfalten ihre ganze Kreativität" - der Lotus-Dekoder eine rechenbare Verbilligung herbeiführt. Bisher beliefern die Kronacher Philips, die PKI und Siemens mit ihren Dekodern.

Eine weitere Voraussetzung neben den "schnellen Schnittstellen" für den kommerziellen Einsatz von Btx sei die flimmerfreie Darstellung de Btx-Seiten; hier haben die Loewe-Leute ebenfalls Lösungen gefunden.

Zur Zeit arbeitet Loewe an einem Entwicklungsauftrag der Deutschen Bundespost für einen Normungsvorschlag des "Geometric Mode". Hier sollen Elemente des Mupid-Konzepts, aber auch von Telidon und NAPLPS eingearbeitet werden. Der Auftrag wurde im Herbst vergangenen Jahres erteilt, bis zu einer einheitlichen Anwendungsempfehlung durch die Post werde aber bestimmt noch eine sehr lange Zeit vergehen.

"Geometric Mode" werde dann aber in Verbindung mit Btx-Terminals als Grafiksoftware eingesetzt werden können. Hier denkt Ricke zum Beispiel an Anwendungen in Inhouse-Systemen etwa des Volkswagenwerks, das damit sein gesamtes Händler- und Kundendienstnetz ausstatten könnte.

Bis Ende 1985 muß sich Philips als einer der fünf Gesellschafter de Loewe Opta GmbH aus dem Unternehmen zurückziehen. Nachdem der Großkonzern sich kürzlich zu eine Übernahme der Grundig AG entschlossen hatte, verlangte das Kartellamt im Gegenzug die Veräußerung des 15prozentigen Anteils der Deutschen Philipstochter an Loewe. Im wesentlichen habe die Zusammenarbeit mit Philips die Lieferantenbeziehung zum Hintergrund gehabt, erklärte Ricke zu der anstehenden Veränderung der Gesellschafterbeteiligung.

Er geht allerdings davon aus, daß Loewe auch künftig ein großer Bauelementekunde von Philips bleiben wird. Was einen neuen Partner anlange, so seien die Interessen sehr synchron, Philips sei nämlich auch daran gelegen, die Lieferantenbeziehung weiterzuführen das grenze die Auswahl der möglichen Anteilserwerber aus der Branche schon ein. Ricke hofft, daß die übrigen Gesellschafter, vier Holdings, sich die Philips-Anteile teilen werden.