Ohne OSI-Unterstützung keine öffentlichen Aufträge mehr

London: Widerstand gegen SNA formiert sich

02.11.1984

LONDON (CW) - DV-Hersteller, die künftig mit der öffentlichen Verwaltung in England ins Geschäft kommen wollen, müssen nach einem Vorschlag der Central Computer and Telecommunications Agency (CCTA) ihre Bereitschaft erklären, innerhalb der nächsten 12 bis 18 Monate die OSI-Standards zu unterstützen. In einem "Statement of Intent" hat die CCTA jetzt bekräftigt, daß in der öffentlichen Verwaltung des Landes die OSI-Standards implementiert werden.

Nach Meinung von Beobachtern wird dies denjenigen Behörden, die bisher vorwiegend SNA-Systeme eingesetzt haben, schwer zu schaffen machen: Sie stünden vor dem Problem, ihre IBM-Anlagen zu unterstützen, während sie mit der OSI-lmplementierung auf höheren ISO-Ebenen mit anderen Behörden kommunizieren können.

Der CCTA-Vorschlag umfaßt folgende vier Punkte:

1) Die zentralen Regierungsbehörden werden von der CCTA umgehend angewiesen, bei ihren Informationstechnik-Projektplanungen nähere Informationen über die gegenwärtigen Positionen der Anbieter und über deren zukünftige Haltung gegenüber den OSI-Standards einzuholen. Darüber hinaus sollen Details über die zukünftigen Implementierungspläne der Hersteller nachgesucht werden.

2) Die Behörden werden außerdem angewiesen, umgehend in ihren Projektplanungen frühzeitige Implementierungen von Herstellern der OSI-Standards für alle geeigneten Projekte, für die der Nutzen der Anwendung der OSI-Standards oder die Zustimmung dazu vorhergesehen werden kann, einzubeziehen.

Für die höheren Ebenen des Standards, deren detaillierte Definition aussteht, werden die Hersteller aufgefordert, zu zeigen, daß sie einen klaren, definierten Weg in Richtung volle OSI-Implementierung einschlagen und daß geeignete "Übergangs" oder "Gateway-Produkte" bereitgestellt werden.

3) Innerhalb der nächsten 12 bis 18 Monate erwartet die CCTA, daß es bei der überwiegenden Mehrheit der Projektplanungen für Anbieter obligatorisch wird, die bestehenden OSI-Standards zu implementieren sowie die Implementierung der höheren Ebenen des OSI-Modells so schnell wie möglich bereitzustellen, wenn diese vollständig definiert sind. Es wird erwartet, daß die Zertifikation durch nationale und internationale Produktbewertungsschemata eine wichtige Schlüsselrolle spielt, wenn es um die Akzeptanzprozeduren der Regierung geht.

4) Anbieter werden feststellen, daß bestimmte kürzlich verabschiedete Projektplanungen bereits die Verwendung der OSI-Features obligatorisch vorsehen. Dieser Trend wird sich beschleunigen.

Die CCTA sieht freilich, daß das OSI-Sieben-Schichten-Modell - bisher jedenfalls - noch weit davon entfernt ist, vollständig zu sein. Daher drängt sie auch darauf, daß die Hersteller ihre zukünftigen Anwendungen und Absichtserklärungen in Richtung "Open System Architectures" abgeben.

Die CCTA-Erklärung kam nach Abstimmung mit den Handels- und Industrieministerium und dem "Focus-Komitee" der englischen Industrie, dem "British Standards Institute" und der International Standards Organization (ISO) zustande. Die CCTA hat daraufhin in einem "Statement of Intent" beschlossen, die Implementation der OSI-Standards durch die Regierung zu unterstützen.