Kolumne

Linux wird Mainstream

11.08.2005

Die Debatte um Linux oder Nicht-Linux, um Open-Source- oder Closed-Source-Software wird heute merklich cooler geführt als noch vor ein oder zwei Jahren. Ideologisch - quelloffene Software ist an sich gut, kommerzielle Programme an sich schlecht - argumentiert kaum noch jemand. Es geht in erster Linie darum, welche Software den Job zum niedrigsten Preis am besten erledigt. Beim Geld spielen aber nicht nur die Anschaffungskosten eine Rolle. Betriebsausgaben und Supportaufwände werden von den Verantwortlichen ebenso berücksichtigt. Wie gut sie vom Anbieter einer Linux-Distribution unterstützt werden, betrachten manche IT-Verantwortliche als noch wichtiger oder zumindest gleich wichtig wie die eigentliche Leistungsfähigkeit der Software (siehe Roundtable ab Seite 30).

Neben dem Wunsch nach schnellem und ausreichendem Support scheinen Anwender zunehmend auf fertige Lösungen zu reflektieren, die unter Linux laufen und/oder andere Open-Source-Elemente nutzen. Zumindest legen das die Ankündigungen der Hersteller zur diesjährigen Linuxworld nahe (siehe Seite 12). So begnügt sich die IBM nicht mehr damit, die Weiterentwicklung von Linux und quelloffener Middleware zu unterstützen, sondern sie bietet jetzt zusammen mit Partnern spezifische Lösungen unter Linux für 17 Branchen an. Der Automobilindustrie offeriert Big Blue beispielsweise das Automotive Common Environment (ACE) als Infrastrukturpaket inklusive Applikations-Managament im On-Demand-Verfahren. Wenn diese Art der Vermarktung verfängt - Linux als Basis, darauf eine kommerzielle oder halbkommerzielle Lösung, die im On-Demand oder Hosting-Verfahren angeboten wird- , dann gibt es für etliche Open-Source-Anbieter, die vor allem mit Dienstleistungen rund um ihre Produkte Geld verdienen wollen, vielleicht doch noch ein funktionierendes Geschäftsmodell.

Ein Partner wie die IBM (oder ein anderer großer Anbieter) könnte den Anwendern, die heute noch vor dem Einsatz quelloffener Software zurückschrecken, die Angst vor fehlendem Support und einer chaotischen technischen Entwicklung nehmen. Außerdem würde ein solcher Lösungsansatz weniger Know-how-Aufwand für die Anwender bedeuten. Wenn sie heute einen bestimmten Software-Stack verlassen möchten, müssen sie sich das Wissen um einen anderen kommerziellen oder Open-Source-Stack erst aufbauen. Beim Paketansatz bräuchten sie das nicht mehr.

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