Cluster kostet zehn Prozent eines vergleichbaren Rechners

Linux-basierter Supercomputer soll Öl und Gas finden

13.10.2000
MÜNCHEN (CW) - Das Energieunternehmen Conoco hat ein neues Linux-basiertes Cluster-System vorgestellt, das sich für die Analyse seismischer Daten verwenden lässt. Der Supercomputer hat nach Angaben seiner Entwickler nur ein Zehntel des Betrags gekostet, der für einen vergleichbaren Rechner fällig gewesen wäre.

Über die technischen Einzelheiten des Linux-Clusters schweigen sich die Entwickler des im texanischen Houston ansässigen Energiekonglomerats Conoco aus. Der Supercomputer setzt sich nach den eher dürftigen Informationen aus Dutzenden von Ein- und Zwei-Wege-Rechnern zusammen, die mit Intel-Prozessoren arbeiten. Die Kapazität der Festplatten beträgt 10 TB. Außerdem ist eine Bandbibliothek an das System gekoppelt. Die Verbindungen der einzelnen Rechner laufen über ein Gigabit/s-Netz. Das Linux-Cluster soll seismische Daten auf der Suche nach Öl- und Gasvorkommen analysieren. Dabei handelt es sich um Aufnahmen von Schallwellen, die in die Erde gesandt werden und aus deren Echo der Rechner ein Geländemodell entwirft - ähnlich einer Ultraschallaufnahme des menschlichen Körpers.

An dem Cluster arbeitete ein Team von 80 Ingenieuren etwa zwei Jahre lang. Laut Entwicklungsleiter Alan Huffman lagen die Kosten von etwa 5,75 Millionen Dollar bei nur etwa zehn Prozent des Betrags, den Conoco für einen vergleichbaren Cray- oder einen anderen Supercomputer hätte ausgeben müssen. Weitere 1,5 Millionen Dollar sollen bis Ende 2001 investiert werden, um die Leistung des Systems zu verdoppeln.

Die proprietäte Software für die seismische Untersuchung sei speziell auf Linux angepasst worden und lasse sich über eine XML-kompatible Java-Benutzeroberfläche via Intranet nutzen. Ein weiterer Vorteil des Clusters sei die Möglichkeit, Teile davon mit einer beliebigen Anzahl von CPUs für Spezialaufgaben zeitweise auszugliedern. Laut Huffman bewältigt das Cluster 500 Millionen Rechenoperationen pro Sekunde.

Conoco ist nicht das erste Energieunternehmen, das seismische Applikationen auf Linux laufen lässt. Amerada Hess aus New York hat ein Cluster aus 64 Dell-Rechnern unter Linux im Einsatz. 3D Geo Development baut auf ein Cluster-System aus 32 Linux-Rechnern. Stacey Quandt, Analystin der Giga Information Group, sieht darin einen Trend, dass immer mehr Firmen auch unternehmenskritische Anwendungen Linux-Systemen anvertrauen.