IT im Tourismus/Telekommunikationsvielfalt für den Gast

Lindner-Gruppe setzt auf Multimedia als Marketing-Instrument

05.03.1999
Selbst in Fünf-Sterne-Hotels ist ein Modem für den Laptop noch nicht selbstverständlich, obwohl der Geschäftsreisende fast nicht mehr ohne unterwegs ist. Für die Gäste des Hotels Bay Arena in Leverkusen indes soll besser gesorgt werden. Das zur Lindner- Gruppe gehörige Haus setzt auf Multimedia. Dieter Tuxhorn stellt das Konzept vor.

In der Hotellerie verbindet sich zur Zeit mit dem Namen Lindner der innovative Umgang mit "New Media". Dieser zentrale Bereich der gesamten Marktstrategie der Hotelgruppe meint ein breitgefächertes Angebot an Kommunikationswerkzeugen und Medien auch für den Gast.

Mit dem Bay Arena in Leverkusen will die Gruppe Mitte des Jahres ein außergewöhnliches Projekt präsentieren. Die Düsseldorfer Hotelgruppe baut hier, als Teil eines Sport- und Tagungszentrums, ein Business-Hotel in die Nordkurve des Ulrich-Haberland-Stadions, alle Tagungsräume mit Blick ins Stadion.

In die acht Konferenzräume sind Logen integriert, die jeweils 14 Personen Platz und freien Ausblick auf den grünen Rasen bieten. Außerdem werden die 122 Zimmer mit multifunktionalen ISDN- Telefonen, Kabel-TV mit Internet-Zugang und einem umfangreichen Infotainment-Angebot ausgestattet. In einigen Zimmern soll außerdem ein Multimedia-PC mit Internet-Highspeed-Standleitung und Videokonferenzanlage stehen. Das Rückgrat dafür ist eine strukturierte Verkabelung des gesamten Hauses. Der Vorteil: In jedes Zimmer führt nur noch ein einziges Kabel, über das sich die gesamte Sprach- und Datenkommunikation abwickeln läßt.

Ein großer Teil der technischen Möglichkeiten, die demnächst im Bay Arena zur Verfügung stehen sollen, kann bereits heute von Gästen in anderen Lindner-Hotels genutzt werden. Dafür sorgt unter anderem der Communication-Server Hicom 300 E, der derzeit von Siemens I+C in insgesamt sieben Lindner-Häusern in Landshut, Leipzig, Oberstaufen, Wuppertal, Düsseldorf, Leverkusen und Köln installiert wird. Vorreiter war im Sommer 1998 das Düsseldorfer Hotel "Rheinstern", in dessen Gebäude sich auch der Unternehmenssitz befindet. Hier wurden die installierten vier Telefonanlagen aus dem Jahr 1990, die zum Teil noch analog arbeiteten, als erstes ausgewechselt.

Mit dem System lassen sich wesentlich umfangreichere Kommunikationsangebote realisieren als bisher. So steht dem Geschäftsreisenden in speziell eingerichteten Business-Zimmern eine Informations- und Kommunikationslandschaft zur Verfügung, wie er sie häufig bereits von seinem Büro gewohnt ist. Mit einer Online-Box auf dem Schreibtisch läßt sich beispielsweise parallel zum Telefongespräch ein Modem, eine ISDN-Karte oder eine Faxkarte betreiben.

Der Stromanschluß für den Laptop oder das Notebook befindet sich in unmittelbarer Nähe. Auf Wunsch erhält der Gast auch eine Multimedia-Station mit professionellem Office-Paket und superschnellem Internet-Zugang sowie darüber hinaus eine persönliche E-Mail-Adresse. Eine Umleitung der "heimischen" Mail- Adresse ist möglich.

Mit dem Web-TV, das per Infrarot-Fernbedienung bedient wird, kommt zudem das Internet bis ans Hotelbett. Blättern in einem speziellen Hotelinformationsangebot ist damit ebenso möglich wie das Abrufen der E-Mail oder Surfen im Web. Und da der Zugang zum Internet über das Inhouse-TV-Kabel und eine eigene Standleitung zum Internet- Service-Provider erfolgt, wird eine Turbo- Übertragungsgeschwindigkeit von 550 Kbit/s erreicht. Das ist achtfaches ISDN-Tem- po, mit dem in den Lindner- Hotels das übliche "World Wide Wait" der Vergangenheit angehört.

Auch soll demnächst jedem Besucher eine "virtuelle Faxnummer" zugewiesen werden, über die er direkt aus dem Zimmer Faxe versenden und empfangen kann. Auch wichtige telefonische Nachrichten gehen nicht verloren. Ist der Gast unterwegs, lassen sich von jedem Apparat im Haus ankommende Anrufe auf sein Mobiltelefon weiterleiten. Handy nicht dabei - kein Problem, denn an der Rezeption sind Leihgeräte vorhanden.

Darüber hinaus bekommt bereits beim Einchecken jeder Gast seine persönliche Voice-Mailbox zugeteilt, so daß er während seines Aufenthalts für Anrufer immer erreichbar ist. Der Vorteil für die Mitarbeiter an der Rezeption: Sie müssen die telefonischen Nachrichten für den Gast nicht mehr schriftlich aufnehmen und weiterleiten. Dafür können sie ihn, falls er seine Messages bei der Abreise noch nicht abgehört hat, darauf aufmerksam machen, und der Empfänger kann sie dann von einem Apparat an der Rezeption abfragen.

Noch eine weitere Möglichkeit bietet das System dem Hotelpersonal: Die tägliche Minibar-Abrechnung und der Zimmerstatus, ob gereinigt und frei oder nicht, lassen sich über das Zimmertelefon mit einem speziellen Code schneller als bisher an die Rezeption weiterleiten.

Als Verbindung zwischen den Telekommunikationssystemen und der Hotelsoftware "Micros Fidelio", die in allen Häusern der Kette eingesetzt wird, dient die Schnittstelle Caracas Link. Diese Software ermöglicht die Übertragung von Datensätzen in beide Richtungen und entlastet die hoteleigene DV wesentlich. Da-zu gehört die Schaltung von Telefonberechtigungen, Message-Waiting- Lampen oder die Durchführung von Weckaufträgen. Dabei stellt die Software dem Hotelsystem eine Reihe von Leistungsmerkmalen zur Verfügung: Unter anderem

- Gesprächsdatenspeicherung und -übergabe zur weiteren Berechnung,

- Berechtigungsumschaltung der Gasttelefone beim Check-in/ Check- out,

- Namenseintrag und Namenslöschung des Gastes,

- Ansteuerung der Message-Waiting-Lampe am Gasttelefon,

- Führen einer Weckliste als Basis für den automatischen Weckservice,

- Registrieren und Ausführen von Wünschen, wie zum Beispiel "Ruhe vor dem Telefon",

- Meldung des Zimmerstatus,

- Personalan- und abmeldung,

- Eingabe von Sonderleistungen, sowie

- Verwaltung von mehreren Zimmeranschlüssen.

Ebenfalls integriert wurde der digitale Alarm- und Konferenzserver (DAKS). Er alarmiert in Katastrophenfällen gezielt ganze Bereiche des Hauses, etwa bestimmte Etagen. Handelt es sich um einen besonders dringlichen Alarmruf, unterbricht dieser auch laufende Gespräche. Hebt der Teilnehmer nicht ab, wird der Vorgang protokolliert und so lange wiederholt, bis eine Reaktion erfolgt oder das Hotelpersonal selbst eingreifen kann.

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Hotel- und Bürokomfort für ihre Gäste, das hat sich die Lindner Hotels AG, Düsseldorf, auf Ihre Fahnen geschrieben: Multifunktionale ISDN-Telefone, Kabel-TV mit Internet-Zugang und ein umfangreiches Infotainment-Angebot soll für alle Gäste (und Zimmer) der Gruppe Standard werden. Außerdem sind in einigen Räumen künftig auch Multimedia-PCs mit Internet-Highspeed- Standleitung und Videokonferenzanlagen geplant. Das Leverkusener Business-Hotel Bay Arena ist der Vorreiter für die übrigen Häuser der Kette.

Dieter Tuxhorn ist Prokurist des Hotels Bay Arena in Leverkusen.