Lerserbrief Anliegen unrealistisch

03.03.1995

Betrifft CW Nr. 1 vom 6. Januar 1995, Seite 13: "Die Jahrtausendwende mit R/2 darf nicht Millionen kosten"

Ich moechte einen anderen Standpunkt dazu einnehmen, da mir die bisherige Diskussion ein wenig an der Realitaet des (DV-) Lebens vorbeizugehen scheint.

Herr Lichtenberg kommt mir wie ein Oldtimer-Liebhaber vor, der sich vor Jahren in ein Produkt verliebt hat und es nun in diesem Zustand konservieren moechte. Er vergisst dabei, dass Oldtimer- Besitzer bewusst in Kauf nehmen, dass ihre Fahrzeuge nicht mehr dem neuesten Stand der Technik entsprechen und die Ersatzteilbeschaffung nach Ablauf einer bestimmten Frist nicht mehr durch den Hersteller gewaehrleistet wird. Kein Oldtimer- Liebhaber wuerde deshalb auf die Idee kommen, den Hersteller seines Fahrzeugs einen Monopolisten zu schimpfen, nur weil er ein so schoenes Oldtimer-Exemplar nicht mehr baut beziehungsweise keine Ersatzteile mehr dafuer liefert.

Das Anliegen von Herrn Lichtenberg ist meines Erachtens unrealistisch. Warum sollte ausgerechnet die SAP das Release 4.3 ueber die Jahrtausendwende hinueberretten, wo doch alle anderen Softwarehersteller ueberhaupt nicht bereit sind, einem vergleichbaren Ansinnen nachzukommen. Insbesondere zwingen uns doch die Betriebssystem-Hersteller zu einem regelmaessigen ReleaseWechsel, weil sie innerhalb einer bestimmten Frist Wartung und Support fuer alte Versionen einfach einstellen. Deshalb ist es fuer mich normal, nach Ablauf einer gewissen Zeit auf ein neues Release gehen zu muessen.

Im uebrigen moechte ich noch zu bedenken geben, ob die SAP-Benutzer der Koenig-Brauerei jenseits des Jahres 2000 noch mit dem Bedienungskomfort eines Release-Standes 4.3 zufrieden sein werden.

Hans Peter Schmidt, DV-Leiter der EWE-Aktiengesellschaft, Oldenburg