Leporello-Misere: Manche mögens weiß

13.10.1978

Papierstaub, der fingerdick auf dem Inventar ruht - Kohlepapierschlangen, Verbrennungs-Rückständen gleich - das nervende Rattern von Reißern, Schneidern und Separatoren: Wies in den rechenzentrumsnahen "Output-Dressier-Anstalten" zugeht, davon reden die Verantwortlichen nicht so gern. Zugegeben: Die vernachlässigte "Infrastruktur". des Nachbearbeitungs-Gebietes reizt zur Überzeichnung. Trotzdem ganz naiv gefragt: Hat sich bei der "Veredelung" der unbeliebten Leporello-Listen seit Batch Zeiten eigentlich sehr viel verändert?

Keine Frage: Reißer, Schneider und Separatoren wurden weiterentwickelt, arbeiten geräuschärmer als früher und verfügen heute über erweiterte Funktionen wie optische Zeichenerkennung.

Aber die reine Funktionalität der Maschine war nie das Problem: Ob die Benutzer mit Form und Qualität der ihnen zur Verfügung gestellten Listen zufrieden sind, that's the question. Und dafür fühlt sich offenbar niemand verantwortlich.

Nach wie vor ist die grafische Anordnung der Daten auf einer Liste oft unübersichtlich (Listenköpfe, Spaltenüberschriften, Abkürzungen). Nur zu gern wird zuerst beim Formulargespart, denn vorgedruckte EDV-Formulare unterliegen einer "Veralterung" infolge Programmänderung. Überdies werden die Gemeinkosten durch Lagerhaltung, Lagerkontrolle, Einkaufsdisposition und Bestellung belastet.

Also wird versucht, mit Blanko-Tabellierpapier auszukommen -zumindest da, wo der Output nicht für "draußen" bestimmt ist. Bei internen Auswertungen spielts - nach Meinung idealer Organisatoren - auch keine Rolle, welches Format der Ausdruck hat. Wichtig ist - und dieses Argument hat Gewicht -, daß die maximale Schreibbreite des Schnelldruckers ausgenutzt wird. Daß die Endlossätze damit immer breiter und unhandlicher wurden, erscheint vernachlässigbar, solange nur Druckzeiten reduziert werden können.

Unter diesem Gesichtspunkt reduziert sich die Nachbearbeitung, eben das Separieren, Trennen, Schneiden und Sortieren zur Service-Funktion minderer Priorität. Dafür gibt es Beweise: Vor Jahren bereits wurde findigen Herstellern aus dem Kopier- und Vervielfältigungs-Bereich der Versuch unternommen, die "Nachbearbeitungs-Lücke" zu schließen. Man bot Geräte zur selektiven Vervielfältigung des Outputs an, Geräte, mit denen durch Einsatz von Masken standardisierte Belege wie Rechnungen, Auftragsbestätigungen oder Lieferscheine erstellt werden konnten. Aber nicht nur das: Zollmaßige Leporellolisten ließen sich damit auf DIN-A4-, Einzelblätter verkleinern, während gleichzeitig Listenköpfe und Spaltenbezeichnungen einkopiert wurden.

So wurden gleich mehrere Nachbearbeitungsgänge auf höchst elegante Weise erschlagen. Einziger "Nachteil": Das Ausdruck-Original war noch erforderlich.

Ein derartiges Gerät ist beispielsweise der "Computer-Forms-Printer" (CFP) von Xerox, der auch einen ganz hübschen Anfangserfolg bei großen "Papierfabriken" hatte. Durchgesetzt hat sich der CFP freilich nicht.

Die Schwierigkeiten der Xerox-Vertriebsleute waren greifbar. Die EDV-Leiter - als Dienstleister zunächst aufs Korn genommen - zeigten sich nicht sonderlich interessiert, zu einer Konzentration und Verdichtung des Outputs beizutragen. Und die Empfänger der Listen, einzeln durchaus motiviert, mehr "Qualität" zu fordern, mochten sich nicht solidarisieren.

Mit dem Aufkommen der Laserdrucker, die nach, dem "xerografischen" Prinzip arbeiten, hat sich die Nachbearbeitungs-Misere zumindest bei Großanwendern gemildert.

Für kleinere und mittlere Anwender gibt es freilich zu Reißern, Schneidern und Separatoren bislang keine Alternative.