4. Düsseldorfer Datex-P-Tag: Bis Ende 84 10 000 Anschlüsse:

Leitungszugänge sind das Problem bei Datex-P

22.06.1984

DÜSSELDORF (cmd) - Zu einer Bestandsaufnahme, bei der allerdings das aktuelle Thema "Gebührenerhöhung" weitgehend ausgeklammert wurde, geriet der diesjährige 4. Datex-P-Tag in der nordrhein-westfälischen Landeshauptstadt. Für die Bundespost ist das derzeit drückendste Problem in Sachen Datex-P, daß sie nicht ausreichend Leitungszugänge zu den einzelnen Vermittlungsknoten hat. Aus den Reihen der Anwender, vor allem, wurde kritisiert, daß die Post bei Netzstörungen oder Wartungsarbeiten an den Vermittlungsrechnern keine Informationen an die Teilnehmer gibt.

Klaus Anzinger vom veranstaltenden Telematik-Institut Anzinger +Partner, Köln, faßte zunächst zur Einstimmung der rund 80 Teilnehmer die Vorzüge des Datex-P-Dienstes kurz zusammen. Die bisherigen Erfahrungen hätten gezeigt,

- daß bei dem paketvermittelten Dienst im Vergleich zu HfD-Leitungen nur noch die Hälfte des Personals erforderlich sei.

- Daß die Ausfälle bei Datex-P gegenüber HfD zwar häufiger, dafür aber auch kürzer seien und

- daß es im Augenblick keine Alternative zu Datex-P gebe für die schnelle Datenübermittlung ins Ausland.

Heinz Dieter Köttgen und Hans-Dieter Zeising vom Datex-P-Netzkontrollzentrum in Düsseldorf - angesiedelt bei der dortigen Oberpostdirektion - kündigten an, daß bis Ende dieses Jahres durch entsprechenden Hardwareausbau des SL-10-Systems von Northern Telecom insgesamt 10 000 Anschlußeinheiten verfügbar seien. Zudem solle die personelle Kapazität im Netzkontrollzentrum "drastisch in kurzer Zeit ausgebaut werden". In puncto Netzdatenaufbereitung (Gebühren-, Statistik- und Alarmdaten) wurde eingeräumt, daß über die Verfügbarkeit von Datex-P bisher nur Handaufzeichnungen geführt würden.

Winfried Müller von der Düsseldorfer Victoria-Versicherungsgruppe schilderte die Erfahrungen seines Hauses mit einem großen Datex-P-Netz (36 Außenstellen sind mit Rechenzentrum in Düsseldorf verbunden) mit festen virtuellen Verbindungen: Danach verhalten sich Mehrfachanschlüsse "nicht unbedingt stabil, sondern fallen aus Gründen, die häufig bei der Post liegen, aus". Müller empfahl daher, mit mehreren Anschlüssen zu arbeiten, um das Ausfallrisiko für das Gesamtnetz zu senken.

In bezug auf die Verfügbarkeit ist man bei der Victoria grundsätzlich zu dem Ergebnis gekommen, daß ein Vergleich zwischen Datex-P- und HfD-Leitungen zuungunsten von Datex-P ausfalle. Dies liege sowohl an der Komplexität des Netzes als auch an der Vielzahl der einzusetzenden Komponenten (Mehrfachanschluß auf der Hostseite, Vermittlungsrechner und Leitungsprozessoren der Post in den Netzknoten, Software der Post für die Vermittlungsrechner sowie neue Soft- und Hardware auf seiten der Hersteller).

Zufriedenstellende Verfügbarkeit

Nach Messungen der Düsseldorfer in den ersten Monaten dieses Jahres ergab sich ein Verfügbarkeitswert von 99,5 Prozent, 86 Prozent der Ausfälle lagen unter zehn Minuten. Damit könne man heute - nach Einbrüchen im November/Dezember 1983 - wieder von einer zufriedenstellenden Verfügbarkeit sprechen. Als häufigste Art der Störung wurde der Ausfall einer logischen Verbindung ermittelt, wobei sich dies am Bildschirm als Ausfall von maximal drei Minuten zeigte.

Kritisch vermerkte Müller, daß die Netzwerkbediener der Post bei Rückfragen der Kunden nicht in jedem Fall in der Lage sind, Aussagen über den Fehler zu machen. Oft hätten sie nicht einmal die Möglichkeit, zu erkennen, daß eine Leitungsstörung vorliegt. Die Ausnahme bilde nur das Netzkontrollzentrum Düsseldorf, daher habe die Victoria auch vereinbart, auftretende Fehler direkt hierhin zu melden und nicht, wie eigentlich vorgesehen, an die örtlichen Störungsstellen.

Auf besondere Aufmerksamkeit der Teilnehmer stieß der Vortrag von Günter Giller vom Referat Datendienste, Datentechnik und Betrieb im Postministerium zum Thema "Status und Trends des Datex-P-Dienstes". Danach können über Datex-P derzeit Datennetze in 31 Ländern erreicht werden. Voraussichtlich im dritten Quartal 1984 will die Post ein neues Vermittlungsprogramm (Version 4 B) implementieren, mit dem die Leistungsmerkmale der CCITT-Empfehlung X.25 - 1980 stufenweise eingeführt werden. Hierzu gehören für den Wirkbetrieb: Diagnosefelder in den Paketen "Restartanzeige" und "Auslöseanzeige" sowie "Sammelanschluß"; für den Testbetrieb fallen hierunter: Einzelpaket (Fast select), Absprache der Durchsatzklassen sowie von Parametern der Flußregelung (Paketlänge, Fenstergröße).

Von Anwendern und Herstellern muß Giller zufolge im Zuge dieser Implementierung beachtet werden, daß Endgeräte mit einer auf den 31. 12. 1983 befristeten Zulassung nicht mehr vom Vermittlungssystem unterstützt werden. Hier ist ein neuer Zulassungsantrag erforderlich.

Ab 1987 neues System

Weiterhin räumte der Vertreter der Bundespost ein, daß im vergangenen Jahr an einzelnen Standorten Engpässe nicht vermeidbar waren; nunmehr sei jedoch der "anforderungsgerechte Ausbau der Vermittlungstechnik . . . sichergestellt". Ab 1987 solle dies mit neuen leistungsstärkeren Systemkomponenten geschehen, deren Ausschreibung Mitte dieses Jahres erfolge.

Abschließend wies Giller auf den fernmeldetechnischen Generationswechsel hin, vor dem die Bundespost mit dem ISDN steht: Noch in diesem Jahrzehnt würden bundesweit ISDN-Leistungsmerkmale angeboten, allerdings sehe die erste Stufe dieses Konzeptes noch keine paketvermittelten Dienste vor. Diese würden daher weiterhin auf absehbare Zeit durch die Datex-P-Technik realisiert.