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"Leistungssteigerung in der IT ist wichtiger als Kosten zu sparen"

18.02.2005
CIOs müssten ihre Existenzberechtigung über den Nutzen für das Kerngeschäft nachweisen, nicht allein über Kürzungen am IT-Budget, erklärt Linde-CIO Peter Wroblowski.

HAMBURG (COMPUTERWOCHE) - Peter Wroblowski, CIO der Linde AG, erteilte auf den Hamburger Strategietagen 2005 dem generellen Outsourcing für sein Unternehmen eine klare Absage. Kein Serviceanbieter könne Lindes Ansprüche auf Globalität erfüllen, erklärte Wroblowski. "Außerdem bieten wir mit der eigens geschaffenen Tochter Linde IT-Services marktgerechte Preise." Inklusive indischer Anbieter betonte der IT-Verantwortliche des Wiesbadener Konzerns.

Wroblowski hat es geschafft, in den vergangenen Jahren 20 Prozent der IT-Ausgaben einzusparen. Allein die Telefonkosten sanken um 3,9 Millionen Euro pro Jahr. Die wichtigsten Kosteneffekte erreichte er durch Standardisierung und zentralisierten Einkauf über Rahmenverträge. Allerdings will Wroblowski mehr. Wichtiger als Kosten zu sparen ist ihm die Leistungssteigerung in der IT und eine bessere Unterstützung der Geschäftsprozesse im Unternehmen, erläuterte der IT-Manager: "Ich berausche mich lieber an einer stetigen Nutzensteigerung der IT-Projekte als daran, jedes Jahr das IT-Budget noch ein Stück weiter zu drücken".

Natürlich seien auch bei Linde in den vergangenen Jahren "einige zehn Millionen" in der IT eingespart und verschiedene Projekte gestrichen worden, räumte der CIO ein. "Aber", so Wroblowskis Credo, "neben der wirtschaftlichen Betrachtung von IT ist die Frage nach dem qualitativen Nutzenelement genauso wichtig". In seinem Unternehmen existiere beispielsweise keine Maßgabe, binnen welchen Zeitraums ein IT-Projekt einen Return on Investment zu bringen habe. "Natürlich fragen wir danach und rechnen das", so der IT-Vorstand. Es gebe aber Projekte, die wichtig seien, sich aber mit reinen Wirtschaftlichkeitsbetrachtungen nicht fassen ließen. "Bevor wir Milchmädchenrechnungen aufstellen, entscheiden wir, ob das wichtig ist oder nicht", erklärte Wroblowski. "Wenn es das ist, machen wir es auch."

Der Linde-CIO begründet diese Philosophie mit einer einfachen Rechnung. Bei Prozesskosten von rund acht Milliarden Euro bringe es schon 160 Millionen Euro Ersparnis, wenn die Prozesse nur um zwei Prozent effizienter würden. Dazu könne die IT eine Menge beitragen - mehr jedenfalls als sich mit Kürzungen am IT-Budget erreichen lasse.

Wroblowski empfahl den anwesenden CIOs, sich aus der Kostenfalle herauszubewegen und "ihre Existenzberechtigung nachzuweisen über den Nutzen für die Kerngeschäftsbereiche des Unternehmens". Für die IT-Infrastruktur bedeute das Standardisierung und Konsolidierung. Im Applikationsbereich gelte aber immer, die Geschäftsprozesse besser zu unterstützen als der Wettbewerb.

Der Linde-CIO sprach auf den Hamburger Strategientagen, die am heutigen Freitag zu Ende gehen. Veranstalter des norddeutschen IT-Gipfels ist die Initiative Hamburg @ Work in Kooperation mit CIO und COMPUTERWOCHE.