Leichter Anstieg der Hightech-Gründungen

04.10.2010
3,1 Prozent mehr High-tech-Gründungen zum Vorjahr - und dennoch liegt die Gründungstätigkeit mit 14.000 neuen Firmen auf einem der niedrigsten Niveaus seit Mitte der 90er Jahre.

Lichtblick ist die Softwareentwicklung, die mit 15 Prozent einen regelrechten Boom erzeugt hat. Das zeigt eine aktuelle Studie des Zentrums für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) in Zusammenarbeit mit Microsoft. Neben der leichten Erholung bei Gründungen in der Hightech-Branche machten sich im vergangenen Jahr zahlreiche Arbeitnehmer als Ein-Personen-Unternehmen selbständig. "Der Anstieg in der Hightech-Branche ist erfreulich. Allerdings ist dieser vor allem von vielen Kleinstunternehmen getrieben. Der Beitrag dieser Gründer zum Innovationsgeschehen in Deutschland ist gering", berichtet Georg Licht, Leiter des Forschungsbereichs Industrieökonomik und internationale Unternehmensführung beim ZEW. "Damit die deutsche Gründerszene stärker an Fahrt aufnimmt, bedarf es weiterer Start-ups mit technologischen Produktinnovationen, die Impulswirkung für die Gesamtwirtschaft haben", so Licht.

Im Rahmen der aktuellen Studie, die auch Forschungsergebnisse anderer Institute aufgreift, wird deutlich, mit welchen Hemmnissen sich Gründer in Deutschland auseinandersetzen. 36 Prozent der Befragten haben vor allem bei der Auftragsakquisition und dem Aufbau eines Kundenstamms Probleme (Gründerpanel des Instituts für Mittelstandsforschung Bonn). Gerade etablierte Unternehmen hätten in Deutschland Bedenken, mit jungen Start-ups zusammenzuarbeiten, so die Gründer. Generell sind für viele Entrepreneure Finanzierungsengpässe eine bedeutende Hürde, mit der sie sich in der Gründungsphase konfrontiert sehen.

Die vom ZEW befragten Unternehmer kritisierten den eingeschränkten Zugang zu Finanzierungsmöglichkeiten bei traditioneller Kreditfinanzierung sowie die zu geringe Zahl an Venture Capital-Gebern. Letztere hätten sich in den vergangenen zehn Jahren zunehmend auf die Wachstumsphase konzentriert, sich aus der Finanzierung der ersten Lebensphase dagegen vollkommen zurückgezogen. Zudem kommen Probleme bei der Rekrutierung qualifizierter Mitarbeiter hinzu. 25 Prozent der Gründer nannten im KfW-Gründungsmonitor 2010 darüber hinaus die Belastung für die Familie als Hemmnis. Für junge Unternehmen stellen somit auch persönliche Ängste und Sorgen ihrer Gründer große Entwicklungshürden dar.

"Vollkasko-Mentalität" lähmt Gründergeist

Innovation und Beschäftigung in der IT-Industrie werden in großem Maße von kleinen Unternehmen und Neugründungen geprägt. Start-ups sind etablierten Unternehmen in Sachen Dynamik, Flexibilität und Innovationsbereitschaft deutlich überlegen. Dennoch müssen sie häufig gegen Vorurteile kämpfen. "Kunden haben bei jungen Unternehmen oft Bedenken, ob die Leistungen langfristig zur Verfügung gestellt werden. Probleme bei der Auftragsakquise, wie sie die ZEW-Studie beschreibt, sind da die logische Folge", berichtet Stefan Lemper, Geschäftsführer der Cooee GmbH und langjähriger Partner einer Venture Capital-Gesellschaft, aus der Gründerpraxis.

Unsichere Verdienstmöglichkeiten sowie Finanzierungsrisiken sind Ursachen, die potenzielle Gründer vom Gang in die Selbständigkeit abschrecken. "Deutsche streben oft nach einer Vollkasko-Gründung", bringt Microsoft-Geschäftsführer Ralph Haupter diese Entwicklung auf den Punkt. "Wir brauchen bei jungen Menschen einen Mentalitätswandel mit einem größeren Interesse an unternehmerischem Denken", so Haupter.