Sun dementiert heimliche Prozeßführung

Laut OSF hat Sun die Klage der Addamax Corp. gesponsert

23.10.1992

MÜNCHEN (CW) - Nach Angaben der Open Software Foundation (OSF) hat die Sun Microsystems Inc. unter der Hand ein Anti-Trust-Verfahren der Addamax Corp. gegen die OSF finanziert. Sun versucht die Unterstützung als gerechtfertigt hinzustellen.

Addamax, ein Hersteller von Sicherheitssoftware, hatte nach einem Request for Technology der OSF einen Vorschlag für deren Distributed Computing Environment eingereicht, war allerdings nicht zum Zuge gekommen. Statt dessen entschied sich die OSF für einen Entwurf ihrer Gründungsmitglieder DEC und HP. Daraufhin hatte Addamax Klage gegen die OSF wegen Mißachtung des Wettbewerbs erhoben.

Während der Gerichtsverhandlung entdeckte die OSF nach eigenen Angaben, daß Sun der Addamax ein Darlehen gewährt habe, um das Gerichtsverfahren finanzieren zu können. Der OSF-Präsident und

-CEO David Tory erklärte: "Wir sind entsetzt über das Verhalten von Sun angesichts unserer anhaltenden gutgemeinten Versuche, Sun in die Anstrengung zu industrieweiter Kooperation einzubeziehen."

Die Sun-Muttergesellschaft bestätigte, sie habe Addamax eine

" Darlehensbürgschaft '' gewährt, die das Unternehmen angesichts der hohen Kosten eines

Gerichtsverfahrens erbeten habe.

Die Entscheidung sei erfolgt, weil "Addamax ernst zu nehmende Aspekte auf den Tisch bringt, die von Wichtigkeit für die Industrie sind ".

Helmut Krings, Geschäftsführer der Sun Microsystems GmbH in München, meinte zu den Vorwürfen der OSF: "Die Übernahme einer Bürgschaft in einem amerikanischen Prozeß erfordert immer eine Offenlegung dieser Aktion - von einer heimlichen Prozeßführung kann also keine Rede sein."