Kundenpflege a la Nixdorf

08.06.1990

Wie es aussieht, geht die deutsch-deutsche Vereinigung rascher über die Bühne als die Fusion von Nixdorf und Siemens-DI. Darunter leiden vor allem die eh schon arg gebeutelten Nixdorf-Kunden. Sie müssen sich seit nunmehr fast zwei Jahren anhören, daß demnächst alles viel besser wird.

Diese Zeit haben die Paderborner genutzt, um ihre 8890-Mainframes inklusive Käufer an Comparex abzutreten. Nun sind sie dabei auch noch einen Teil ihrer mittelständischen Stammklientel zu verlieren. Nixdorf selbst hat den Kunden empfohlen, sich von den auslaufenden 8870-Modellen zu trennen und mit ihrer Software auf Unix, sprich: Targon, umzusteigen. Seit dem Einstieg von Siemens ist nun aber auch die Zukunft des Nixdorf-Unix mehr als ungewiß. Die Fusionspartner verhandeln und verhandeln, derweil sich die im Ungewissen belassenen Kunden auf und davon machen.

Unix-Rechner gibt es auch bei anderen Herstellern. Und solange die Anwender ihre bewährte Software - vor allem Comet - behalten dürfen, kann ihnen die Hardware reichlich egal sein. Doch wer das Nixdorf-Bekenntnis zu offenen Systemen allzu wörtlich nimmt, dem halten die Konzernanwälte das Kleingedruckte unter die Nase. Darin wird ihnen de facto untersagt, ihre Programme auf Rechnern anderer Hersteller laufen zu lassen.

Mag diese Passage rechtsgültig sein oder nicht - mit solchen juristischen Daumenschrauben lassen sich Käufer nicht dauerhaft an ein Unternehmen binden. Der Kundenabbau bei Nixdorf wird damit nur forciert. gfh