Studie belegt bisher geringe Verbreitung

Künftig mehr Multimedia an deutschen Hochschulen

01.11.1996

Bisherige Multimedia-Projekte sind nach der von der Hochschul-Informations-System GmbH, Hannover, erstellten Studie "Bestandsaufnahme zur Organisation medienunterstützter Lehre an Hochschulen" in den meisten Fällen auf die Initiative einzelner Hochschullehrer zurückzuführen und auf spezielle Themen eines bestimmten Fachgebiets bezogen. Bislang laufen lediglich in den Fachbereichen Informatik, Mathematik sowie Elektronik fachübergreifende Multimedia-Projekte.

Auch die Kooperation zwischen mehreren Hochschulen ist selten. Die mangelnde Zusammenarbeit und Koordination führt zu Doppelentwicklungen, so daß Kostenersparnis durch Nachnutzung von Projekten nur selten möglich ist. Auch Lehrsoftware wird selten an andere Interessenten weitergegeben, Ursache hierfür sind zum Teil Lizenzprobleme.

Mangelnde Kooperation der Hochschulen

Befragt wurden zwischen Ende 1995 und Anfang 1996 sämtliche Hochschulen. Bis jetzt haben 89 Universitäten und 103 Fachhochschulen aus allen Bundesländern 979 Multimedia-Projekte aus allen Fachrichtungen gemeldet. Die Auswertung ergibt folgendes Bild:

-66 Prozent aller Projekte zur Medienunterstützung von Lehre und Studium sind fest in die Lehrveranstaltungen integriert, 23 Prozent werden begleitend angeboten.

-Bei 46 Projekten ist die Teilnahme der Studierenden verpflichtend. Hierbei liegt der Anteil bei den Fachhochschulen mit 59 Prozent deutlich höher als bei den Hochschulen (38 Prozent).

-20 Prozent der Medieneinsätze sind in den Prüfungsordnungen verankert. 59 Prozent der Lehrenden sind der Meinung, daß mehr auch nicht erforderlich sei.

-Fünf Prozent der Projekte werden im Rahmen des Fernstudiums durchgeführt. Der überwiegende Teil findet in Veranstaltungen des Präsenzstudiums statt, vor allem in Vorlesungen, Übungen sowie Laborveranstaltungen.

-50 Prozent der Projekte unterstützen das Selbststudium. Die Projekte der medienunterstützten Lehre richten sich vor allem an Studenten im Hauptstudium.

Angesichts dieser Zahlen fordert Wissenschaftsminister Jürgen Rüttgers: "Multimedia muß auch an den Hochschulen möglich werden." Mit dem Breitband-Wissenschaftsnetz besitze jede Hochschule eine Auffahrt auf den demnächst "schnellsten Daten-Highway der Welt". 80 Millionen Mark über drei Jahre stelle sein Ministerium dafür bereit. Schon jetzt liege die Geschwindigkeit der Datenübertragung bei 155 Mbit/s. "Bei dieser Geschwindigkeit", so der Minister, "läßt sich der Inhalt der ganzen Bibel in weniger als einer Sekunde übertragen." Im Endausbau würde die Geschwindigkeit 622 Mbit/s betragen. Im Rahmen des "Hochschulsonderprogramms III" stünden bis zum Jahr 2000 insgesamt 240 Millionen Mark bereit, um insbesondere den Bibliotheksdienst zu verbessern sowie Fernstudium und multimediales Studium zu fördern. Rüttgers appelliert an die Hochschulen, "diese Chancen auch zu nutzen. Alle Hochschulabsolventen sollten in der Lage sein, mit elektronischen und multimedialen Informationen optimal umgehen zu können.