Investitionsbereitschaft nach wie vor hoch, aber:

Kritischeres Kaufverhalten der DV-Anwender

25.04.1980

Die Investitionsbereitschaft deutscher Unternehmen in ihre Datenverarbeitung bezeichnen DV-Insider derzeit als "ausgesprochen gut". Der Vorsitzende des Honeywell Bull-Benutzerverbandes, Helfried Plenk, sieht dies vor allem als Folge der drastisch gesunkenen Hardware-Preise - aber auch als Anzeichen für eine leicht rückgängige Konjunktur. Eine Wende im Investitionsverhalten bemerkte indessen auch Werner Kistner, Leiter der DV und Gesamtorganisation bei der Colgate Palmolive AG in Hamburg. Während das Management früher eher bereit war, rein spekulativ in das Paradepferd DV zu investieren, wisse man inzwischen durch exakte Planung, was man konkret haben will.

Innerhalb der letzen zwei Jahre hatte die Hamburger Stahlwerke GmbH Angaben von EDV/Org-Leiter Dr. Harald Korth zufolge mit konjunkturellen Schwierigkeiten zu kämpfen. Das Unternehmen verhielt sich daraufhin antizyklisch und investierte verstärkt in die Datenverarbeitung. Ergebnis laut Dr. Korth: "Wir konnten unsere Kosten auf verschiedenen Gebieten erheblich senken und zusätzliche Informationen gewinnen, die es uns ermöglichten, am Markt besonders aktiv zu werden." Der Konzern sei damit aus der Flaute gekommen

und man habe gelernt, künftig grundsätzlich schärfer zu kalkulieren.

Werner Burum, DV-Chef bei der Mannheimer Motorenwerke AG, stellt indessen eher Zurückhaltung bei DV-lnvestitionen fest. Dem Betrieb ginge es "momentan nicht besonders gut"; er müsse vor jeder kleineren Anschaffung dem Vorstand eine Kosten/Nutzen-Analyse vorlegen. Dies sei früher nicht in diesem Maße erforderlich gewesen. "Der Trend," bekräftigt Burum, "geht heute dahin, die wachsenden DV-Kosten zu bremsen, um sie auf einem vertretbaren Niveau zu halten."

Überdurchschnittlich gut indessen ist die derzeitige DV-lnvestitionsbereitschaft im Großversandhaus Wenz, betont Peter Grob, der dortige Bereichsleiter EDV/Org. Allerdings sieht der Pforzheimer Investieren weniger konjunkturabhängig, als aufgabenbezogen: "In einer Baisse kann ich durch gute DV-Lösungen eine qualitative Leistung erbringen, in einer Hochkonjunktur steht die quantitative Massenbewältigung im Vordergrund.

Der Vorstandsvorsitzende des Verbandes deutscher Rechenzentren e. V. (VdRZ) und geschäftsführender Gesellschafter des Hamburger IFU-Rechenzentrums, Peter Sass, betont, daß die Schwankungen innerhalb der Datenverarbeitung nicht deckungsgleich mit den volkswirtschaftlichen sind. Zwar würden sich die DV-Anwender noch "in einem bestimmten Maße antizyklisch" verhalten - allerdings nicht mehr so typisch, wie es einst die Lehrbuchversionen vorsahen.

"Das Preisniveau", apostrophiert Helfried Plienk, "hat sich zugunsten der Hardware gewaltig verschoben." Diese Situation sowie die derzeit abflauende Wirtschaftslage bewirkten, daß ein riesiger Kreis neuer DV-Anwender entstehen werde, der zu günstigen Bedingungen in die Mittlere Datentechnik oder in den Mini-Bereich einsteige. Diese meist Klein- oder Kleinstfirmen, befürchtet Plenk, würden anfangs eine Gratwanderung machen. Denn in der Regel neigen solche Unternehmen dazu, die laufenden DV-Kosten zu unterschätzen.