Kritische IBM Anwender

06.07.1979

Die International Business Machines (IBM), die noch in den fünfziger Jahren eine Klage am Hals hatte, ihre Anlagen auch zu verkaufen, wird sich selbst untreu: Sie bestraft ihre Mietkunden mit Preiserhöhungen.

Was veranlaßt die IBM-Führungsspitze, wenige Monate nach der Ankündigung neuer Maschinen (/38, 8100, 4300) die Mieten für installierte Systeme (/3. /3709 303X) anzuheben?

Es scheint, daß sich diese Frage nur beantworten läßt, wenn man die Ertragssituation des Marktgiganten berücksichtigt. Hilfreich dabei ist ein Blick auf das Jahresergebnis '78 der IBM Deutschland GmbH: Der Vorjahresumsatz wurde nicht erreicht.

Nun ist es kein Geheimnis, daß sich die Stuttgarter das Umsatzminus durch Preissenkungen in Verbindung mit der vorschnellen Ankündigung der 4300 selbst eingebrockt haben. Und mit dem Auslöffeln ist das so eine Sache, wenn man bedenkt, daß IBM jetzt mit den Lieferterminen bei der 4300 ins Schwimmen gekommen ist.

Die IBM Deutschland hat also "gute Gründe" für die Mietpreiserhöhung. In der offiziellen Version hört sich das so an: "Diese Maßnahme wird notwendig durch die Entwicklung der laufenden Aufwendungen für das Mietgeschäft." Auf gut deutsch: "Die Armut kommt von der Powerté."

Branchen-Analysten können wieder einmal darauf hinweisen, daß es IBM nur um eines geht, nämlich um den eigenen Vorteil. Dagegen ist nichts einzuwenden. Gleichwohl wird die Preisänderung von den Anwendern skeptisch beurteilt, wie eine Blitzumfrage der COMPUTERWOCHE ergeben hat (vgl. Seite 1). Die Betroffenen beschämen damit selbst ausgebuffte Leasing-Profis, die immer noch meinen, "der deutsche Anwender glaubt der IBM alles".

Tatsache ist: Die Anwender sind kritischer geworden. Sie werden diese Preiserhöhungsmaßnahme als das nehmen, was sie ist: Der Versuch IBMs, die durch das 4300-Lieferloch entstandene Übergangssituation bei den "alten" Maschinen auszunutzen.