Kriterien für die Terminal-Auswahl

09.01.1976

Alle wollen fernsehen - nach wie vor. Die Computerleistung

an den Arbeitsplatz holen - aber wie? Fast jeden Monat erscheint auf dem schon seit längerem überfüllten Terminal-Markt ein neues Gerät - mit neuen Versprechungen, IBM-kompatibel und natürlich einem noch verbesserten Preis/Leistungsverhältnis. Dem Anwender wird scheinbar die Wahl zur Qual. Aber nur scheinbar - wie die Aussagen von vier Geplagten zeigen: Exoten haben keine Chance. Trotz starkem Drang zu preisgünstigen Geräten bleibt der Anwender skeptisch. Zu viele Newcomer sind nach kurzem Debüt wieder vom Markt verschwunden, noch zu wenige Terminal-Anbieter können einwandfreie Wartung garantieren. Fazit: Die Summe vieler Komponenten unterm Schlußstrich zählt. hö

Volker Kücherer, Leiter der EDV-Abteilung, Pfalz-Kreditbank, Kaiserslautern

Für unser Bankgeschäft - wir arbeiten seit etwa drei Jahren mit Terminals - gilt als wichtigstes Kriterium zur Wahl des Gerätes der Preis. Mehr als maximal 1500 Mark soll ein Platz nicht kosten. Aus diesem Grund sind bei uns Lochstreifen-Systeme im Einsatz. Allerdings warten wir noch darauf, daß Magnetbandgeräte mit den entsprechenden Modems billiger werden.

Ich suche schon seit einiger Zeit nach einem Terminal, das einfach zu programmieren ist. Die Erfahrungen haben aber gezeigt, daß die Geräte nur von den Herstellern programmiert werden können. Leider wird auf den Prospekten viel versprochen - glauben sollte man aber nicht alles.

Bei Bildschirm-Terminals ist es derzeit ein wahres Massenangebot. Bei unserem innerbetrieblichen Informationssystem tauchte die Frage auf, zu unserem NCR-Century-System einen Fremdhersteller heranzuziehen oder ein NCR-Terminal einzusetzen. Für die Anfangsphase sollte man bei einem Hersteller bleiben, in der Erweiterungsphase können dann andere Bildschirme hinzugenommen werden. Ganz gründlich ist aber hierzu der Markt zu prüfen. Bei einigen preisgünstigen Exoten weiß man nie, wie die Wartung durchgeführt wird und ob Ersatzteile zu bekommen sind. Oder gar - was in letzter Zeit immer wieder vorkommt - daß der Hersteller, für den man sich entschieden hat, aus dem Computer-Geschäft aussteigt.

Eberhard Schaak, Leiter Organisation und Datenverarbeitung im Unternehmensbereich Dieselmotoren und Druckmaschinen, M.A.N. Maschinenfabrik Augsburg-Nürnberg AG

Bei uns existiert ein ganz entscheidendes Kriterium, das die meisten Mitbewerber von vornherein ausscheidet: Die Geräte müssen IMS-verträglich sein, also absolut IBM-kompatibel. Heute sind bei uns etwa 30 solche Systeme im Einsatz - bis Mitte 1976 wird sich die Zahl verdoppeln.

Vor gut einem Jahre haben wir uns gründlich auf dem Markt umgesehen. Neben dem Preis und der Technik war die Frage der Wartung entscheidend. Zudem sollten die Geräte leise arbeiten - sie stehen ja am Arbeitsplatz des Sachbearbeiters. Außerdem wollten wir einen Partner, der solide ist und auch noch morgen und übermorgen auf dem Markt vertreten ist - Unruhe bringt der Betrieb mit sich, in der Hardware soll Ruhe herrschen.

GTE fiel aus technischen Gründen aus der engeren Wahl - und wie man heute sieht, taten wir gut daran. Sanders hatte unserer Meinung nach im süddeutschen Raum noch kein ausreichendes Service-Netz aufgebaut. Blieb nur noch SEL. Nach langer Lieferzeit von fast einem Jahr wurden vor Weihnachten die ersten Systeme installiert, die Ablösung vorhandener IBM-Terminals verlief reibungslos. Bereits nach eineinhalb Stunden konnten die Sachbearbeiter an den neuen Geräten weiterarbeiten - nach eigenen Aussagen besser als vorher. Das Warten hat sich gelohnt. Nicht allein der Kaufpreis ist entscheidend - einzig die Summe unterm Schlußstrich ist interessant.

Joachim Stöckel, Leiter des Landesrechenzentrums Rheinland-Pfalz, Mainz

Als wichtigstes Auswahlkriterium für den Einsatz von Terminals sehe ich die Kompatibilität zum zentralen System, an zweiter Stelle steht das Preis-Leistungs-Verhältnis - wie bei allen EDV-Geräten. Danach sollte unbedingt auf die Bedienerfreundlichkeit geachtet werden - in diesem Zusammenhang möchte ich aber betonen, daß die ergonomischen Probleme, wie sie gerade in jüngster Zeit vom DGB behandelt werden, etwas hochgespielt werden.

Bei unserem heutigen Konzept noch nicht berücksichtigt, wohl aber für die Zukunft das wichtigste Kriterium: Die Intelligenz. Wichtig vor allem aus zweierlei Gründen - einmal die Kostenfrage (Heute sind eine ganze Reihe solcher Terminals preisgünstig auf dem Markt zu haben), zum anderen kann durch den Einsatz dieser intelligenten Systeme eine größere Unabhängigkeit vom Zentralrechner gewährleistet werden.

Unsere Datenfernübertragung läuft seit drei Jahren mit insgesamt 160 IBM-3270-Datenstationen. Wir werden diese Geräte im Laufe der nächsten Zeit austauschen, um den Anforderungen und dem Angebot von heute zu entsprechen. Ersetzen werden wir sie aber nicht durch Exoten, die vielleicht morgen wieder vom Markt verschwinden.

Erwin Scholz, Stellvertretender Leiter der Organisationsabteilung, Stadtsparkasse Frankfurt am Main

Unser wichtigstes Auswahlkriterium vor dem Einsatz von Terminals war, daß die Anwendung laufen mußte, und zwar so schnell als möglich. Und dies konnten wir nur mit einem soliden Partner auf der EDV-Seite erreichen. Heute sind bei uns Olympia-Terminals eingesetzt. Vorher hatten wir noch Tests mit einigen anderen Terminal-Herstellern laufen, die wir aber dann kurzfristig abgebrochen haben. Der Grund: Diese Geräte waren zwar im Preis-Leistungs-Verhältnis günstig, jedoch so neu auf dem Markt, daß weder entsprechendes Bedienerpersonal zu bekommen war, noch konnte uns eine reibungslose Wartung garantiert werden - beides Punkte, die man auch bei einem günstigen Preis der Geräte auf keinen Fall außer acht lassen sollte. Meiner Meinung nach sollte jeder DFÜ-Neuling darauf achten, ob das von ihm gewählte Terminal bereits in einer ähnlichen Anwendung zufriedenstellend läuft.

Sehr wesentlich für die Auswahl eines Terminals ist auch die Bedienerfreundlichkeit, denn schließlich arbeiten an den Geräten EDV-Laien.

Wichtig für die Wahl des Gerätes ist die Wartung. Eine hausinterne Studie hat uns gezeigt, daß wir bei einer Störungsrate von 0,8 Prozent (etwa alle 23 Arbeitstage fiel ein Gerät aus) nur 1? Stunden warten mußten, bis der Terminal wieder lief.