Abflauende Wachstumsraten setzen Hersteller unter Druck

Krise der PC-Branche weitet sich aus

26.01.2001

Die Marktforschungsunternehmen International Data Corp. (IDC) und Dataquest haben in ihren jüngsten Analysen die Hiobsbotschaften der PC-Hersteller in den letzten Wochen bestätigt. Ernüchternde Absatzzahlen haben Compaq, Dell, Hewlett-Packard und die anderen von ihrem Höhenflug mit Zuwachsraten von über 20 Prozent im Jahr 1999 auf den Boden der Tatsachen zurückgebracht.

Insgesamt konnten die PC-Hersteller laut Dataquest im letzten Jahr weltweit 134,7 Millionen Rechner verkaufen. Das bedeutet ein Wachstum nach Stückzahlen von 14,3 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Die Gartner-Analysten beschreiben diese Zahlen als "moderat". Die Hersteller hätten mit einem höheren Plus gerechnet. Sättigungserscheinungen in Schlüsselmärkten seien nicht rechtzeitig erkannt worden, meinen die Marktauguren, die von dem Einbruch selbst überrascht wurden.

Für die Monate Oktober bis Dezember des letzten Jahres ermittelte IDC einen weltweiten Absatz von knapp 33,6 Millionen Rechnern. Das entspricht einem Plus von 9,2 Prozent gegenüber dem Vorjahresquartal.

Die Nummer eins im weltweiten PC-Ranking bleibt Compaq. Allerdings sank der Marktanteil der Texaner von 13,6 auf 13 Prozent. Boden gutmachen konnte Direktanbieter Dell mit einer Steigerung der Marktanteile von zehn auf zwölf Prozent. Auch Hewlett-Packard vermochte zuzulegen: Die Kalifornier erreichten einen weltweiten Marktanteil von acht Prozent, 0,6 Prozent mehr als im Vorjahresquartal.

Stagnation lässt sich bei IBM und Fujitsu-Siemens Computers (FSC) beobachten. Die Armonker schafften mit 2,7 Millionen verkauften PCs einen Anteil von 7,3 Prozent. Im Vorjahr waren es noch 7,4 Prozent. FSC auf Platz fünf legte um 0,1 Prozent zu und sicherte sich damit 5,1 Prozent vom Weltmarkt.

Als Grund für die mäßigen Absatzzahlen haben die Hersteller das schlechte Weihnachtsgeschäft in den USA ausgemacht.

Auch der europäische Markt enttäuschte. Laut einer Untersuchung der britischen Marktforscher von Context setzten die Anbieter im vierten Quartal 2000 mit 10,7 Millionen verkauften Geräten 6,9 Prozent mehr PCs ab als im Vorjahr. 1999 verzeichnete die Branche noch ein Plus von 11,7 Prozent.

Gartner-Analyst Charles Smulders beschreibt die Ergebnisse als "große Enttäuschung". Sein Kollege Roger Kay von IDC geht noch einen Schritt weiter. Seiner Einschätzung nach könnten auf die PC-Hersteller noch schlimmere Zeiten zukommen, sollte die US-Konjunktur weiter abflauen. Jeffrey Weitzen, CEO von Gateway, beklagt, das abgelaufene Weihnachtsgeschäft sei das schlechteste der PC-Geschichte gewesen.

In den USA und Teilen des europäischen Marktes zeichnet sich eine Sättigung des PC-Marktes ab. Die damit verbundenen Auswirkungen werden auch im laufenden Jahr zu spüren sein, erklärt Smulders. Außerdem würden viele Kunden überlegen, ob sie sich ein Notebook oder Handheld kaufen sollten.

Die Hersteller müssten schnell ihre Strategien überdenken. Zukünftig könne man nicht mehr von einem Wachstumsmarkt ausgehen, sondern müsse seine Verkaufstaktik darauf abstimmen, bestehende Systeme zu ersetzen. Das bedeute jedoch, dass sich die Anbieter besser auf ihre Kunden einstellen müssten, um deren Bedürfnisse und Zyklen für Technologiewechsel zu verstehen.