Integration von Mainframes/Server-Konsolidierung in der Praxis

Kostenreduktion: Zentrales Argument im Anwenderunternehmen

05.06.1998

"Auch unter dem Aspekt von Cost of Computing können wir sagen, daß der zentrale Ansatz nach unseren Erfahrungen einer dezentralen Lösung weit überlegen ist", so kommentiert Andreas Fischer, Consultant Systems Programmer der schweizerischen Atraxis AG, die auf S/390-Basis vorgenommene Intranet-Implementierung, die den Mitarbeitern der Schwesterfirma SR Technics innerhalb der Muttergesellschaft Sair Group (früher Swissair) die hohen Volumina an Informationen, technischen Dokumentationen und Sicherheitshinweisen für den Betrieb von Flugzeugen und deren Wartung aktuell erschließt. Das mit einer gespiegelten DB2-Datenbank und der Software "Internet Connection Secure Server" operierende System soll mit SAP R/3 verzahnt werden und dann im Zusammenhang mit Wartungsmaßnahmen notwendige Bestandsabfragen, Bestellvorgänge, Simulationen etc. ohne Zeitverlust anstoßen.

LAN-Server-PCs, die über Lichtwellenleiter die Daten der Endbenutzer zur Speicherung auf einen solchen Mainframe übertragen, haben bei der Düsseldorfer Provinzial Versicherungsanstalt das Problem der regelmäßigen Datensicherung und des Datenschutzes gelöst. "Nach den mittlerweile gesammelten Erfahrungen", sagen die Projektleiter Hermann Flücken und Willi Püttmanns, "denken wir bereits an eine physische Konsolidierung der LAN-Server, um die Kosten der Systemverwaltung weiter zu senken." Aufgrund der in letzter Zeit gewonnenen Erkenntnisse über die Kosten von Client-Server-Projekten wollen sich die Düsseldorfer verstärkt der Rezentralisierung zuwenden. Um den PC-Betreuungsaufwand in den Fachabteilungen zu reduzieren, werden Flücken und Püttmanns prüfen, ob Büro-Standardapplikationen innerhalb eines Verbunds Großrechner-Netzcomputer die bessere Lösung sind.

Einigkeit herrscht unter Experten auch darüber, daß die Prozessor- und Speicherkapazität eines S/390-Systems in den allermeisten Fällen wirtschaftlicher als die der konkurrierenden Systeme genutzt wird. Ein Indiz dafür sei die Antwortzeit: Ein System hält den Bearbeitungsaufwand selbst bei mehr als 90prozentiger Prozessorauslastung konstant unter einer Sekunde. Für ein Unix-System liegt diese Grenze zwischen 60 und 70 Prozent Auslastung. Bei den Plattenspeichern, so hat die Meta Group ermittelt, kommen S/390-Systeme durchschnittlich auf eine Nutzungsrate von über 75 Prozent, Unix-Server auf zirka 45 Prozent, NT-Server liegen noch darunter.

Auch hinsichtlich der Systemverfügbarkeit liegen inzwischen gesicherte Erkenntnisse vor. Sie zeigen, daß der relative Nachteil der Unix-Server sich noch verschlechtert, wenn sie geclustert werden, etwa um eine Verfügbarkeit sicherzustellen, die der eines Stand-alone-S/390-Systems vergleichbar ist. Denn das Clustern führt zu noch mehr Prozessor- und Speicher-Overhead (bei Large-Scale-OLTP-Workloads sind es üblicherweise zwischen 20 und 40 Prozent) und wirkt auch an anderen Stellen kostentreibend. Werden jedoch S/390-Systeme im Rahmen der Parallel-Sysplex-Architektur geclustert, erreicht der Anwender eine (noch) höhere Verfügbarkeit, und dies zu einem "Overhead-Preis" von um die zehn Prozent.

Die Landesbank Rheinland-Pfalz (LRP) hat ihr Intranet LRP-Web auf Host-Basis implementiert und dieses Projekt als willkommenen Anlaß genommen, einen Einstieg in das Thema Server-konsolidierung zu finden. Denn, so DV-Manager Dieter Becker: "Die Entwicklungen der letzten Jahre haben zu einer erhöhten Komplexität und zu vermehrtem System-Management-Aufwand geführt. Um der Kostenentwicklung Einhalt zu gebieten und dennoch trotz Jahr-2000- und Euro-Umstellung Raum für Perspektiven zu haben, entschlossen wir uns zu einer Server-Konsolidierung." Die von der Landesbank gewählte Web-Server-Lösung verfügt über Schnittstellen zu den produktiven DB2- und CICS-Anwendungen und wird den Zugriff auf Daten aus dem laufenden Bankbetrieb ermöglichen. Kurt Göringer, Leiter der Systemprogrammierung, sieht in der Integration und Konzentration der IT-Ressourcen einen erfolgversprechenden Weg.

Fast 80 Prozent der Unternehmen, die im Rahmen der Konsolidierung Unix-Server durch Mainframes ersetzen, tun dies nach Feststellung von Marktforschern (siehe Seite 69) aus Kostenerwägungen. Sie erreichen - über einen Fünfjahreszeitraum hinweg betrachtet - gegenüber Unix-Servern eine Kostenreduktion von durchschnittlich 31,2 Prozent. Eine effektivere Kostensenkung, nämlich durchschnittlich 41,6 Prozent, realisierten Unternehmen, die sich zu einer radikalen Konsolidierung entschließen konnten. Und wenn diese Konsolidierung LAN-Server betraf, stieg der Prozentsatz der Kostenersparnis ein weiteres Mal deutlich an.

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Server-Konsolidierung hat viele Gesichter: Bei der Sair Group geht es darum, neben R/3-Verzahnung und Kosteneinsparungen Bestandsabfragen, Bestellvorgänge, Simulationen etc. ohne Zeitverlust zu realisieren. Die Provinzial Versicherung will über Rezentralisierung von ihren hohen Kosten bei Client-Server-Projekten wegkommen. Die Landesbank Rheinland-Pfalz nutzt die Installation ihres Intranet-Web auf Host-Basis dazu, den Einstieg in die Server-Konsolidierung zu finden und die Kostenentwicklung zu dämpfen.

Annettte Wallmeyer ist freie Fachjournalistin in Tübingen.