Konzentration der Schwäche

30.06.1989

Es wird nicht an Versuchen fehlen, zu erklären, was es mit der Fusionitis in der Softwarebranche auf sich hat. Für Charles Wang, Chairman von Computer Associates, handelt es sich bei der Übernahme von Cullinet schlichtweg um ein lukratives Börsengeschäft: Der Datenbank-Veteran (IDMS), nach einer Talfahrt zuletzt wieder in den schwarzen Zahlen, war billig zu haben. Daß der Support für sämtliche Cullinet-Produkte selbstverständlich gewährleistet sei, geht den CA-Verantwortlichen leicht über die Lippen - bei den einschlägigen Fallen ADR und Uccel war das nicht anders. Das bedeutet freilich nur, daß Computer Associates an den Lizenzen und an der Wartung der zugekauften Produkte verdienen will - eine Verpflichtung zur Weiterentwicklung ist damit nicht verbunden.

Was ergibt sich daraus für den Anwender, genauer gesagt: für den IBM-Anwender? Zunächst dies: Die Möglichkeiten im Datenbankbereich werden weniger. Für die IMS- und DB2-Anwender heißt das, Frieden schließen zu müssen mit der IBM. Nur die IBM vermag nämlich die IMS- und DB2-Probleme zu lösen. Und Probleme gibt es, weiß Gott, genug. Was die Anwender vielleicht Cullinet noch verziehen haben, werden sie Computer Associates nicht mehr nachsehen. Und dann: Wer würde schon Haus und RZ verwetten für einen Software-Anbieter, der sich unabhängig nennt, aber angewiesen ist auf die Großzügigkeit der IBM, rechtzeitig und immer die Systemschnittstellen offenzulegen? Eigentlich müßte die Entwicklung in der Softwarebranche den DV-Spezialisten Kopfschmerzen bereiten. Womit nichts gegen die IBM gesagt ist.