Konkurrenzkampf im IT-Consulting

02.12.1994

Dieter Eckbauer

Als Unternehmensberatung blieb Ploenzke ein Nischenanbieter unter den Grossen der Branche wie Andersen Consulting, Ernst & Young, CSC, Gemini Consulting, Price Waterhouse, McKinsey, Arthur D. Little oder EDS. Die Softwarefirma Ploenzke konzentrierte sich auf das traditionelle Projektgeschaeft, machte den Schwenk zum Produktvertrieb mit Standardsoftware nicht mit, von dem insbesondere SAP profitierte. So war das Leistungsangebot zuletzt weder Fisch noch Fleisch. Firmengruender Klaus C. Ploenzke raeumte vor kurzem ein, dass ihm der Konkurrenzkampf im IT- Beratungsgeschaeft Sorgen bereite. Die Loesung des Problems sieht der Software-Pionier in einer Mehrheitsbeteiligung von CSC an seinem Unternehmen (Seite 1).

Was das CSC-Engagement wert ist, wird sich zeigen. Der Ausgang ist ungewiss. Der Wettbewerb im Consulting-Markt duerfte sich ja nicht entschaerfen. Zunehmend werden Entscheidungen ueber IT-Investitionen ins Vorfeld der Beratung fuer Business-Process-Re-Engineering-(BPR- )Konzepte verlegt - hier rangeln Andersen & Co. sowie neuerdings auch die etablierten Computerhersteller um die besten Plaetze. Insofern erscheint der Ploenzke-Deal mit CSC nur logisch.

"Beim BPR spielt moderne Informationstechnologie eine Schluesselrolle", auf diese Formel haben sich die Gurus der Branche geeinigt.

Wie bedeutend oder unbedeutend die Rolle ist, die man der Informationstechnik einraeumen will: Keiner sollte glauben, dass die Topmanager in den Anwenderunternehmen vor Ehrfurcht Maennchen machen, kritiklos schlucken, was die Berater vorbeten. Immer haeufiger wird gefragt, was denn von der Kompetenz der einzelnen Anbieter zu halten sei. Seitdem sich die grossen Computerhersteller ueber Beratungstoechter ins BPR-Geschaeft eingeschaltet haben, ist die Situation noch verzwickter geworden. In einer BPR-Studie zaehlt die Gartner Group von Andersen Consulting bis Unisys exakt 20 Player, die sich um die gleichen Kunden bemuehen. Dem Interessenten bietet sich eine kaum ueberschaubare Fuelle von Vorschlaegen an, die alle zunaechst darauf abzielen, ihn um einen stattlichen Betrag fuer Beraterhonorare zu erleichtern.

Das Topmanagement braucht IT-Know-how, um die IT-Kompetenz der Unternehmensberatungen beurteilen zu koennen. Die Katze, die im Sack gekauft wird, beisst sich in den Schwanz. Die Beratungstoechter der DV-Hersteller werden uns nicht weismachen wollen, dass sie unabhaengig sind. Das heisst umgekehrt nicht, dass die reinen Consulting-Firmen herstellerneutral beraten. Wo haben sie ihr Technikwissen her? Unschwer lassen etwa die Client-Server- Expertisen bestimmter Berater erkennen, auf wessen Komposthaufen sie gewachsen sind. Auf hoechst diffizile Weise wird dem Klienten der Schluss nahegelegt: Bei der technischen Realisierung von Client-Server kann nur einer helfen - derjenige Hersteller naemlich, der fuer die meisten Altlastenprobleme verantwortlich ist. Welche Ziele die Unternehmer mit BPR verbinden, bleibt die Kernfrage. Wer weiss, was er will, wird Marketing-Veranstaltungen der Berater nicht zulassen.