Kompromiss Baby Bell/Langstrecken-Carrier TK-Markt in den USA steht vor gravierender Neuordnung

19.08.1994

WASHINGTON (CW) - Die USA stehen vor der wichtigsten TK-Reform seit der Aufloesung des AT&T-Monopols vor rund zehn Jahren. Ein entsprechendes Gesetzespaket, das dem zustaendigen Senatsausschuss fuer Wirtschaft, Wissenschaft und Transport zur Abstimmung vorliegt, soll den regionalen Carriern ermoeglichen, auch in das Langstreckengeschaeft einzusteigen.

Sollte das Gesetz den Senat passieren, koennte dies, wie der Wirtschaftsinformationsdienst "vwd" Insider aus Washingtoner Regierungskreisen zitiert, bei Ferngespraechen zu einem weiteren Preisverfall fuehren; bereits jetzt kosten Auslandstelefonate von den USA aus im Durchschnitt lediglich ein Drittel soviel wie die bereits verbilligten Verbindungen von Deutschland aus.

Noch vor rund zwei Wochen schienen die Fronten im Senat hinsichtlich einer Neuordnung des TK-Marktes starr. Nach einem jetzt auf dem Tisch liegenden Kompromissvorschlag duerften die Baby- Bell-Companies auch Ferngespraeche anbieten, die ueber ihr bisheriges, in der Regel zwei bis drei Bundesstaaten umfassendes Netz hinausgehen. Im Gegenzug muesste aber den drei grossen landesweiten Carriern AT&T, MCI und Sprint der Zugang zum Markt fuer "kuerzere Ferngespraeche" erleichtert werden.

Diese Kompetenzverteilung gilt seit dem Ende des AT&T-Monopols. So ist beispielsweise die regionale Gesellschaft Bell Atlantic fuer die Bundeshauptstadt Washington D.C. sowie die angrenzenden Bundesstaaten Virginia, Maryland und West Virginia zustaendig. Die Flaeche dieses "Ortsnetzes" entspricht etwa dem der Bundesrepublik; in ihm werden daher faktisch auch Ferngespraeche gefuehrt. Teilnehmer bekommen nur ueber Sondernummern Zugang zu den guenstigeren Leitungen der drei Langstrecken-Carrier. Von der Abschaffung dieses De-facto-Monopols auf regionaler Ebene machten bis dato jedoch die Vertreter von AT&T, MCI und Sprint ihre Zustimmung zu Reform abhaengig.