Kommentar/Informix: Neue Aera?

05.05.1995

Eine besondere Auffassung von Offenheit hat Informix entwickelt, seitdem Chairman Roger Sipple, der als Open-Systems-Guru galt, das Unternehmen verliess. Mit "New Era" laesst sich naemlich nur auf Informix-Datenbanken entwickeln. Aus dieser Sicht wird verstaendlich, dass sich der Hersteller Initiativen wie NIICE (New Information Industry Cooperative Endeavor) entzieht, die Standardverbindungen zwischen Entwicklungswerkzeugen und Datenbanken definieren wollen. Die Interessengemeinschaft wurde zwar zugegebenermassen vom Konkurrenten Sybase initiiert, will sich mit ihren Vorschlaegen aber freiwillig dem X/Open-Konsortium stellen.

Dass lediglich eine Programmiersprache, und zwar der Visual-C++- Compiler von Microsoft, unterstuetzt wird, kann wohl nur als Anschubhilfe fuer die Redmonder gewertet werden. Der Desktop- Spezialist strengt sich schon seit geraumer Zeit an, die Kinderzimmer der Home-User zu verlassen, um sich endlich in der Unternehmens-DV bewaehren zu duerfen. Dafuer hat der Mogul unter den PC-Softwarelieferanten nun offensichtlich einen Partner gefunden.

Informix rechtfertigt die Microsoft-Allianz mit dem Argument, Visual C++ sei eben die am weitesten verbreitete Entwicklungsprache. Demzufolge bleibt der Microsoft-Compiler erst einmal der einzig unterstuetzte. Man wolle, bevor man New Era an weitere Fremdwerkzeuge anpasse, das eigene Tool ausreifen lassen - beim Kunden.

Ein schwacher Trost nur, wenn seit neuestem die Standard Engine (SE) als Single-User-Datensystem mit dem Toolkit ausgeliefert wird. Single-User? Fuer Teamentwicklungen eignet sich die mitgelieferte SE nicht, wie Informix einraeumt.