Kommentar

Kommentar Für dumm verkauft

26.03.1999

Daran, daß der Ex-Finanzminister, auch Napoleon von der Saar genannt, kein guter Rechner ist, hatten wir uns ja gewöhnt. Erstaunen löst dagegen die Rechenschwäche bei der Regulierungsbehörde für Telekommunikation und Post aus. Versuchen doch die obersten Wettbewerbshüter in Sachen Telekommunikation den verdutzten Surfern vorzurechnen, daß der angekündigte Telekom-Minutenpreis von drei Pfennig im Ortnetz ein Dumping-Angebot sei. Nach 21 Uhr hatten Web-Benutzer bisher zwölf Pfennig für die Einwahl im Ortsbereich zu berappen - ergibt beim Vier-Minuten-Takt nach Adam Riese einen Minutenpreis von drei Pfennig.

Verwundert reibt sich der Surfer die Augen. Gänzlich fassungslos ist er dann, wenn der Regulierer die Telekom auch noch indirekt auffordert, den Minutenpreis im Ortsnetz auf vier Pfennig zu erhöhen. Und dies in Zeiten, in denen alle Welt den Deutschen vorwirft, daß die hohen Ortsgebühren der Telekom den Durchbruch des anderenorts blühenden Internets und E-Commerce verhindern.

Seit dem ordnungspolitischen Sündenfall im Dezember - damals pfuschte Wirtschaftsminister Müller dem Regulierer beim entbündelten Teilnehmeranschluß ins Handwerk - sollte die Online-Gemeinde hierzulande eigentlich nichts mehr wundern. Schröder und sein Kabinett achten auf den Shareholder-value der Telekom, schließlich ist der Bund Großaktionär.hi